Die Gestaltung unserer nachfolgenden Existenzform durch unser Denken, Reden und Handeln ist Thema einer wichtigen Lehrrede des Buddha.

Gemeint ist die 135. Rede der Mittleren Sammlung und sie heisst: Kennzeichnung der Werke.

Der Zeitgenosse des Erwachten sah die tödliche Gefahr seiner Existenz darin, dass sie ein endloses Labyrinth war mit unendlich vielen Kammern von Leben und Leben, aus welchen er in keiner Weise einen Ausgang finden konnte.

Er sah sich geworfen in den Zwangszusammenhang immer neuen Geborenwerdens, Altern und Sterbens mit allem Wehe, das dieser Leidenswandel mit sich bringt. Darum suchte er nach dem Heilsstand, dem Nirwana, nach der Erlöschung dieses Leidensbrandes. Der Inder wusste mit unzweideutiger Sicherheit, dass Leben nach dem Zusammenbruch des Körpers fortgesetzt wird.

Der normale europäische Mensch sieht die tägliche Gefahr seiner Existenz darin, dass er mit dem Tode endgültig vernichtet sei. Von daher hat er weit eher die Sehnsucht, dass sein Leben doch irgendwie weitergehen möge. Ein solcher kann Nirwana nur schwerlich anstreben wollen.

Die Beeinflussung und Erziehung des westlichen Menschen in den letzten etwa hundert Jahren hat bewirkt, dass er sich heute fast nicht vorstellen kann, dass und in welcher Weise das Leben beim Zusammenbruch des Körpers im Tode in irgendeiner Weise fortgesetzt werden könnte. Die Naturwissenschaft untersucht das sinnlich Wahrnehmbare, die Welt. Man geht davon aus, dass der von den vegetativen Kräften, Atem, Herzschlag und Nahrung unterhaltene Körper die Ursache sei für alle geistigen Hervorbringungen des Menschen und dass darum auch mit dem Tode alle geistigen Erscheinungen aufhören und der Mensch endgültig vernichtet sei. Alle Lebewesen werden von ihren Eltern "erzeugt" und leben nur einmal von der Geburt an (also vom Erscheinen des Körpers aus dem Mutterschoß oder aus dem Ei) bis zum Tode.

Aus diesem Grunde besteht die Tatsache einer großen und tief verwurzelten Verständnislosigkeit gegenüber den Aussagen der Religionen über das Leben und seine Gesetze wie auch gegenüber den immer wieder auftauchenden Berichten einer Rückkehr von der Todesgrenze.

Die Aussage von der Fortsetzung des Erlebens im Erleiden und Agieren auch über den Fortfall des gegenwärtigen Leibes hinaus durchsetzt und bestimmt aber die ganze Lehre des Buddha. Wollte man diese überall aus den Lehrreden herausnehmen, so bliebe ein sinnloser und unverständlicher Rest zurück wie etwa, wenn man aus einem großen, aus Tausenden von Steinchen zusammengefügten Mosaikbild etwa vier Fünftel aller Steine, gleichmäßig verteilt, herausfallen ließe: Was dann übrig bleiben würde, wäre überhaupt kein Bild mehr, denn es gäbe dem Betrachter auch keine Möglichkeit, auf Inhalt und Sinn des ursprünglichen Bildes rück schließen zu können.

Die Überzeugung des Menschen von der Unauslöschlichkeit des Lebens ist aber auf keinem anderen Weg zu gewinnen als durch Beobachtung jener inneren Kräfte, die die Existenz begründen. Darum hängt Religiosität und Nichtreligiosität nicht nur von der Mitteilung oder dem Hören einer Religionslehre ab, sondern hängt davon ab, ob man die Aufmerksamkeit auf sein seelisches Triebwerk richtet, auf den „eigenen Zeugungs- und Machtbereich, wie der Erwachte es ausdrückt, oder ob man sich ausschließlich mit der Welt  im näheren und ferneren auseinandersetzt, mit dem Außen.

Wir sollten zunächst ein Verständnis davon erwerben, dass unser Leben mit dem Tode nicht endgültig beendet ist, sondern ganz unausweichlich weitergeht, dass wir nach dem Wegfall dieses Leibes nicht tot  und ausgelöscht sind, sondern ob wir wollen oder nicht, ganz sicher weiterleben müssen, dass es gar kein Ausgelöscht werden gibt, dass wir dem Dasein auch mit dem Fortfall des Leibes nicht entrinnen können, dass der Begriff Tod  nicht das geringste zu tun hat mit Vernichtung, sondern nur eine Umwandlung zu weiterem ist. Erst der Anblick dieser Endlosigkeit des Samsara in seinem entwicklungslosen Auf und Nieder lässt die Sehnsucht nach der Befreiung von dieser schmerzlichen Leidensfülle aufkommen und lässt die Kraft aufkommen, sich frei zu ringen.

Das Problem

Alle aufkommenden Behauptungen von der Fortexistenz nach dem Tode stoßen, besonders bei den gebildeten westlichen Menschen, immer wieder auf die eine Kernfrage:

Wie soll diese Fortexistenz gedacht und vorgestellt werden? Wie könnte sie vor sich gehen, nachdem der Leib für endgültig ausscheidet und vergeht und nachdem man mit dem Vergehen des Leibes von allen geistig-seelischen Erscheinungen nichts mehr erkennen und entdecken kann. Wie soll bei diesem Tatbestand eine Fortexistenz vorgestellt und begründet werden?

Je mehr der westliche Mensch aus den Quellen naturwissenschaftlicher Forschung sich gebildet hat, um so schwieriger - ja fast unmöglich - ist ihm die Vorstellung, dass die Persönlichkeit des Menschen, also das Wesentliche und Prägende, den leiblichen Tod überstehen soll in einer solchen Weise, dass ihr durch den Tod kein Abbruch getan ist.

Selbst diejenigen westlichen Menschen, die als Christen sich bemühen, den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode hochzuhalten, können sich keinerlei lebendige Vorstellung von der Art des Weiterlebens machen. Diese den Gläubigen selbst am meisten peinliche Tatsache hängt eben damit zusammen, dass ihm das Leben mit dem Leibe allzu sinnenfällig vor Augen tritt. Es erscheint ihm während seines ganzen Lebens ununterbrochen in bunter Lebendigkeit, während er von einem Leben ohne diesen Leib nichts erfährt. Darum kann er auch keine lebendige Vorstellung von einem Leben ohne Leib haben. So steht er mit seinem religiösen Glauben an ein Leben nach Vernichtung seines gegenwärtigen Leibes ganz im Leeren: ohne Bilder, ohne Erfahrung, ohne Vorstellung - und darum ist dieser Glaube eben oft auch ohne Kraft und Halt.

Wie der Erwachte die Lehre von der Fortexistenz begründet, das ist in den westlichen Kreisen meistens missverstanden oder kaum erfasst worden, weil bei uns weitgehend die Basis fehlt, um diese Begründung zu verstehen. Da der moderne Mensch von einer ganz anderen Weltanschauung und Seinssicht ausgeht als die Zeitgenossen des Buddha, so kann er in den Worten des Erwachten nicht diejenigen Elemente entdecken, um die es geht, und so sind für ihn diese Aussagen fast leere Worte.

Es stehen uns Heutigen aber Erfahrungen zur Verfügung, die uns den Anschluss an die Lehre des Erwachten von der Fortexistenz ganz unmittelbar erleichtern und die Begründung des Buddha unmittelbar einsehen lassen und uns damit erst zum richtigen Verständnis der Lehre verhelfen.

Die menschliche Geburt

Jener Akt, den wir die Zeugung  nennen, führt nur dann zur so genannten Befruchtung , wenn neben den bekannten biologischen Voraussetzungen gleichzeitig ein lebendiges (aber unsichtbares) Wesen in den Mutterleib einsteigt und nun einen Fleischleib als Werkzeug für sich aufbaut. Das heißt also, die Paarung seitens der Eltern ist keine Erzeugung, vielmehr gibt sie nur einer Seele, die Menschentum gewinnen will (oder gewinnen soll), die Möglichkeit, hier Fuß zu fassen. In diesem Sinne sagt der Erwachte von den Bedingungen zur Geburt sehr deutlich und exakt in mehreren Sätzen:

- Wenn Drei sich vereinen, dann entsteht eine Leibesfrucht.

- Wenn Vater und Mutter vereint sind, die Mutter aber nicht ihre (periodische) Empfängniszeit hat und auch der Jenseitige nicht erschienen ist, dann entsteht keine Leibesfrucht.

- Wenn Vater und Mutter vereint sind und wenn die Mutter auch ihre Empfängniszeit hat, aber der Jenseitige nicht erschienen ist, dann entsteht ebenfalls keine Leibesfrucht.

- Sind aber Vater und Mutter vereint und hat die Mutter ihre periodische Empfängniszeit und tritt der Jenseitige hinzu, so entsteht - durch die Vereinigung - eine Leibesfrucht.

Die Paarung der Eltern ist also keine Zeugung, also Mehrung von Lebewesen, sondern Ermöglichung der Empfängnis, wodurch der Umzug eines jenseitigen Wesens ins Diesseits in unsere Menschenwelt ermöglicht wird. Es kann durch die Paarung also weder ein neues Wesen erzeugt werden, noch wird dadurch ein Wesen charakterlich oder geistig verändert, sondern es wird ihm sozusagen nur Baumaterial für ein grobkörperliches Werkzeug geliefert. Das ist der Sinn des Begriffes inkarnieren, also ins Fleisch eingehen, einen Fleischkörper anlegen.

Wie ein jenseitiges feinkörperliches Wesen in dieser grobkörperlichen Welt zur Geburt kommt, war in Indien schon lange vor der Zeit des Erwachten bekannt.

Tod ist nicht Untergang, sondern Weiterreise

So wie mit der Geburt des Menschen nur seine Schale, der Fleischleib, neu begonnen hat, während das eigentliche Wesen schon vor der Geburt lebte - ganz ebenso auch ist der sog. "Tod" des Menschen lediglich der Zusammenbruch der Schale, des Fleischleibes, während das Wesen, die Psyche, völlig unberührt von dem Zusammenbruch des Körpers, ebenso weiterlebt wie ein Mensch, nachdem er sein Fahrzeug verlassen hat. Der Erwachte sagt, dass es vom so genannten Sterben eines Menschen bis zum Eintritt der neuen Lebensform etwa so lange dauere, wie es dauert, wenn man eine Last von den Schultern ablegt und zu Boden setzt. Die Last, der Körper, fällt hin, ist unbeweglich, ist eine Leiche, aber der Beweger bleibt. Der Erwachte sagt: "Im Sterben verlässt das Psycho-Physische (feinstofflicher Körper) den Fleischkörper", ist also in demselben Augenblick ein jenseitiges Wesen.

Unser eigenes Karma bestimmt, wohin wir in unserer Geburt kommen, wir suchen uns den Platz aus: Wir werden von unserem Karma geboren. Das besagt ferner, dass wir es unserem Karma zu verdanken haben, wenn wir als Menschen geboren werden - was eine erstklassige Geburt ist! Leider sind die wenigsten imstande, dieses seltene Privileg zu erkennen und zu würdigen.

Als der Buddha einmal mit seinen Mönchen am Meeresufer spazieren ging, gab er ihnen folgendes Gleichnis:

„Stellt euch vor, ihr Mönche, dass eine blinde Schildkröte in allen Weltmeeren umherschwimmt, desgleichen ein hölzernes Joch. Diese blinde Schildkröte kommt alle hundert Jahre nur ein einziges Mal an die Oberfläche, um Luft zu schnappen. Haltet ihr es für möglich, dass sie jemals ihren Kopf durch das hölzerne Joch stecken wird?  - „Nein, Herr, das ist ganz unmöglich! Ganz ausgeschlossen ist es, dass die beiden einmal zur selben Zeit an derselben Stelle sein sollten.  - „Unmöglich ist es nicht, ihr Mönche; es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Und dieselbe Unwahrscheinlichkeit besteht für die Wiedergeburt als Mensch.

Nun gar als ein Mensch geboren zu werden, dessen Glieder und Sinne intakt sind und der nach dem Guten sucht, nannte der Buddha eine der sechs Seltenheiten, die es auf der Welt gibt.

Saat und Ernte

Einer der berühmtesten brahmanischen Lehrer zur Zeit des Buddha war der Priester Todeyyo. Er hatte einen Sohn namens Subho, der ganz in der vedischen Tradition aufgewachsen war. Nach dem Tode seines Vaters, hatte er ein längeres Gespräch mit dem Buddha. Hier kommt er mit einer Frage: Ihm war folgendes bewusst: Er sah, dass jeder in seinem gegenwärtigen Leben seines Glückes Schmied oder Unglückes Schmied ist. Diese Tatsache von Saat und Ernte war ihm offensichtlich. Ihm war auch klar, dass es Unter- und Überwelten gibt, obwohl diese mit dem fleischlichen Auge nicht zu sehen sind.

Was ihm unklar war, erkennt man aus seiner Frage: "Was ist wohl der Anlass, was ist der Grund, dass man auch unter menschlichen Wesen, die als Menschen geboren sind, Elend und Wohlfahrt findet?

Man sieht kurzlebige, langlebige Menschen, schöne, unschöne, gesunde, kranke, besitzende, weniger besitzende, scharfsinnige, stumpfsinnige."

Ihm war also nicht klar, ob die Unterschiede der Menschen Zufall seien oder das Werk eines Schöpfergottes oder Produkt der Weltentwicklung oder was auch immer.

Der Erwachte antwortet ihm nun mit einem kurzen Satz, der die Totalität des Karmagesetzes zum Inhalt hat:

"Eigentum des Wirkens sind die Wesen, Erben des Wirkens, aus dem Schoß des Wirkens hervorgegangen, an das Wirken gebunden. Haben das Wirken als Zuflucht."

Das Wirken (Karma) ist der Eigentümer der Wesen. Ich gehöre nicht mir selbst, sondern das, wozu ich "Ich" sage, gehört dem früher Gewirkten in Taten, Worten und Gedanken. Dieser Eigentümer waltet und schaltet mit mir. Und die Wesen sind die Erben ihres Wirkens: Vom Wirken erben wir Körper und Umwelt, alle Eigenschaften und alle Begegnungen.

Wie aus dem Schoß der Mutter der Körper eines Wesens heranwächst, so ist das Wirken der Schoß, aus dem Ich und Welt gespeist werden.

Dieser Eigentümer, dieser Erbschaft, diesem Wirkens-Schoß bin ich zunächst ausgeliefert, bin fest daran gebunden, bin Sklave und Knecht des Wirkens, in seinem Dienst.

Aber, und das ist das Wichtigste, was von der Vergangenheit her eisern festgelegt ist, was selbst gewirkte Prädestination ist, das muss nicht so bleiben - das Wirken für künftig ist meine Zuflucht, ist auch mein Betreuer, Ratgeber und Helfer. Jederzeit habe ich die Möglichkeit, das Wirken zu verbessern, mich anzustrengen und gegen den Strom zu schwimmen. "Lehrer des Wirkens sind die Erwachten." Mittels bestimmten Wirkens, nämlich des Loslassens, kann man über alles Wirken und alles Wirkenmüssen hinauswachsen. Das ist die entscheidende Lehre des Buddha. Insoweit ist die Ernte des Wirkens nicht Schicksal und Kismet und Fatum, sondern Schaffsal: So wie ich früher alles geschaffen habe, so kann ich auch künftig alles schaffen - zum Besseren, zum Schlechteren, zur Überwindung allen Wirkens.

Diese Antwort des Buddha, dass allein Karma die Ursache alles erlebten Wohl und Wehe ist, ist so dicht, dass Subho um eine ausführliche Darlegung bittet, weil er es in der Kürze nicht verstehen könne. Darauf gibt der Erwachte eine umfassende Antwort nach Elend und Wohlfahrt auf den sieben Gebieten, nach denen Subho fragt.

Für uns ist es gut, wenn wir die hier genannten sieben Sektoren des Lebens - jeweils mit einer positiven und ihrer negativen Seite - einmal auf uns selbst beziehen. Denn wir leben ja in allen diesen sieben Sektoren, und in jedem Sektor nehmen wir einen ganz bestimmten Platz ein. Darum die nahe liegende Frage: Wie würde ich mich fühlen.

1. Wenn ich ein ganzes und langes Menschenleben mit

2. vollkommenen Körper in bester Gesundheit und Frische

3. mit besonders sympathischen, anziehenden, ja schönen Gesichtszügen und schöner Gestalt zubringen könnte, und

4. dabei ein reiches einflussstarkes Gemüt hätte, durch das ich in jeder Gesellschaft beliebt bin oder als der Mittelpunkt empfunden werde,

5. dabei reich, wohlhabend wäre mit großem Besitz, reichlich ausgestattet lebe,

6. sozial zu den ersten Kreisen gehöre und endlich

7. mit einer solchen Lebensweisheit und Vernunft begabt, die mich weit blickend immer das Richtige vom Falschen unterscheiden ließe, so dass mein ganzes Leben ohne Schwierigkeiten verliefe?

Schon dieser Blick lässt fast ein Märchenbild erstehen in seiner Schönheit, dem ein schreckliches gegenübersteht:

Wenn ich stumpfsinnig-blöd wäre (7), zu keiner rechten Arbeit tauglich, sozial ganz unten wäre (6), dabei ohne Geld, von der Hand in den Mund leben, oft hungern, frieren müsste (5), dann im Gemüt trocken und leer, überall als Last und Null empfunden würde (4), Gesicht und Gestalt hässlich und abstoßend (3), der Körper krüppelhaft, erbärmlich, schwächlich, kränklich (2) und bald den Tod vor mir hätte (1).

Wir merken, dass diese sieben Faktoren nicht nur "uns etwas angehen", sondern dass sie geradezu das Herz unseres Lebens ausmachen und die Qualität unseres Lebens, unseres "Schicksals" bestimmen.

Gründe...

1. ... für Kurzlebigkeit und Langlebigkeit. Der Buddha sagt, dass, wer absichtlich tötet, wer anderen Wesen das Leben, das sie lieben, verkürzt, dem wird sein Leben, das er liebt, verkürzt werden. Rücksichtslosigkeit, Brutalität, Ausnutzung momentaner Stärke auf Kosten der Schwächeren, das ist die Gesinnung, die zum Töten führt. Du wirst keinen Buddhisten mit den Berufen z.B. Schlachter, Jäger, Tierversuche machen, Kleintiere  beseitigen, finden. Denn diese Leute schaden sich selber. Die Ernte, die der Töter gesät hat, bringt ihm schwache Lebenskraft, die ihn z.B. vorzeitig an Seuchen oder Immunschwäche sterben lässt, oder er wird im Milieu von Bluträchern, Kriminellen wiedergeboren, wo Mord und Totschlag auch ihn trifft. Äußerste Kurzlebigkeit erntet z.B. ein Wesen, das sich als Mensch inkarniert, aber abgetrieben wird.

Anders wirkt ein Mensch, der das Töten im Geist radikal und ausnahmslos verworfen hat und der sich dann bemüht, in der Praxis immer mehr davon abzustehen! Seine Gesinnung ist Mitempfinden und Einfühlung in andere Wesen, die genauso leben wollen wie er. Wir sind Wesen, die Glück suchen. Wenn wir jemandem das Leben rauben, setzen wir uns erbarmungslos über seinen Willen zum Leben hinweg. Wer sich nur etwas in andere versetzt und die Betonmauer der Egozentrik durchbricht, der kann nicht mehr töten, der schlägt nicht mehr tot, der sticht nicht mehr tot, der will nicht mehr vom Töten profitieren. Er respektiert den Lebenswillen anderer Wesen. Seine Gesinnung ist fürsorglich, hilfsbereit, ohne Stock und Schwert. Die Maxime Leben und Lebenlassen  führt zum Nichteingreifen in den Lebenswillen anderer Wesen. So wird er in einer Umgebung geboren, in der man nicht daran denkt, das Leben anderer zu verkürzen, und er selber hat eine lange Lebenskraft.

2. ... für Kränklichkeit und Rüstigkeit. Wer andere Wesen nicht umbringt, kann aber doch aus Gier und Hass anderen ihr Glück entreißen, ihnen mit Gewalt etwas rauben, verletzen, quälen. Unübersehbar sind die Beispiele für jede Art von Sadismus: Sklavenhalter, Folterer, Tiergefängnisse. Aus purer Geldgier und hemmungsloser Profitsucht werden Millionen von Tieren qualvoll eingepfercht und misshandelt. Die Ernte, die den Quäler trifft, besteht darin, dass er sich in seinem Leib nicht wohlfühlt. Er wird gebrechlich, kränklich, hat "viel Bedrängnis", wie es im Pali wörtlich heißt. Er wird schon verkrüppelt oder behindert geboren, hat chronische Krankheiten, steckt sich leicht an, regeneriert schwer.

Das Gegenteil von Leuteschindern, brutalen Räubern etc. ist die Gesinnung des Schonens und Respektierens. Körper und Besitz anderer nicht angreifen, wohlwollend niemanden einengen und verletzen. Der Schonende schafft sich mit seinem Wohlwollen für andere einen Körper, der ihm Wohl bringt. Sein vegetativer Impuls ist kräftig, er regeneriert sich leicht usw.

3. ... für Schönheit und Hässlichkeit. Wenn man beleidigt, ungerecht behandelt, kritisiert wird, wenn man Ablehnung erlebt, dann reagiert man leicht mit Zorn und Wut. Man explodiert, wird "wild". Dabei werden die Gesichtszüge verzerrt, zerrissen, unharmonisch. Hass macht hässlich. Und wenn man wiedergeboren wird, ist man inkarnierte Hässlichkeit.

Wer aber weiß, dass alle scheinbare Ungerechtigkeit, alles Verweigern, das ich erlebe, selbstgewirkt ist, jetzt oder einst, der kann nicht mehr die Schuld nach außen auf andere projizieren und Sündenböcke suchen. Er kommt zu Geduld und Sanftmut, zu Verzeihen und Versöhnlichkeit. Diese Haltung prägt das Äußere des Menschen. Aus einem beruhigten und sanften Gemüt, wie es der Zornlose und Hasslose besitzt, werden Körperhaltung und Gesichtszüge entspannt, sie lockern sich, werden "schön".

4. ... für Unbegabtsein und Begabung. Die bisher genannten drei Bestandteile betrafen den Körper, nun folgt ein Komplex, bei dem es um Fähigkeiten geht. Wer neidisch, missgünstig, eifersüchtig ist, wenn andere Glück und Erfolg haben, der zeigt damit, dass er innerlich leer und dürftig ist und vor allem nicht bereit ist, seine eigenen Mängel zu bessern. Er meint, zu Unrecht übergangen zu werden. Mit dieser Haltung aber macht er sich selbst finster und trüb, er lähmt sich selber.

Anders das Gegenteil: Gönnen, Mitfreude, Großzügigkeit! Wer andere anerkannt sieht, der wird, wenn er Vernunft hat, sich das als Ansporn dienen lassen. Und er freut sich über den Lohn des guten Wirkens, das er bei anderen sieht - und es ist ihm ein Beweis für die Tatsache, dass es sich lohnt, heilsames zu tun. So mobilisiert er die eigenen Kräfte, die der Neidische verkümmern lässt.

5. ... für Armut und Reichtum. Wer geizig, kleinlich und kalt die Not anderer gleichgültig mit ansieht, ohne sie zu lindern, wo er es könnte, der blickt gebannt immer nur auf das, was er an Geld und Gut besitzt, und hält es fest. Haben und haben - raffen und raffen. Aber er macht sich auch immer unbeliebter, niemand gibt ihm, wenn er etwas brauchen sollte, und im nächsten Leben steht er arm und dürftig da.

Das Gegenteil ist der Mensch, der loslassen und teilen kann, der Abgeben und Mitgeben gelernt hat. Man findet verschiedene Grade und Motive des Gebens: Da gibt einer nur, um anerkannt zu werden. Die primitivste Form, aber immer noch besser als Nichtgeben. Oder es gibt einer, um im nächsten Leben reich zu werden und es gut zu haben. Der dritte Fall des Gebens ist eben dann das Geben aus Mitempfinden. Wenn man den Nächsten in Not sieht, dann nichts anderes im Sinn haben, als nur diese Not zu schlichten, ja, möglichst schon zu verhüten, dass Not über den Nächsten kommt. Das ist in Bezug auf das Geben die edelste Haltung.

6 ... für niedere und hohe Stellung. Ein gedeihliches Zusammenleben der Menschen mit ihren unterschiedlichen Trieben  und Fähigkeiten ist nur möglich bei einer gewissen Ordnung und Hierarchie, indem die Weitblickenderen, eben die führende Schicht, die anderen lenken und anleiten und deren Tendenzen einem sinnvollen Ziel unterordnen. Gegen diese Hierarchie trotzig und hochmütig zu rebellieren, ist eine Eigenschaft, die sehr unterschiedliche Motive haben kann. Die Ordnung wird z.B. bekämpft, weil sie einem Egoismus im Wege steht. Weiterhin finden sich die idealistischen Anarchisten, die an die Engelnatur der Menschen glauben und jede Ordnung des Staates als überflüssige repressive Struktur bekämpfen. Nahe verwandt damit sind die Utopisten, die sich selber eine neue Ordnung ausdenken und sie nun mit Gewalt gegen die "alten Zöpfe und Tabus" durchsetzen wollen. Unter ihnen sind hochmütige Besserwisser, die alle Weisheiten der Großen verwerfen und nur ihre eigenen Ideen durchsetzen wollen: "über Gräber vorwärts", so wurden z.B. zwei Millionen Menschen umgebracht, damit ein Pol Pot in Kambodscha seine Unordnung kurzfristig etablieren konnte. Trotz und Hochmut, so nennt der Buddha die eigentlichen Motive beim Namen. Das Gegenteil ist eine Haltung, auf die eigenen Unvollkommenheiten und Mängel zu blicken und sich selbst zu reformieren.

Indem ich mich der Wahrheit beuge und an mir selbst arbeite, erlange ich die Fähigkeiten und Kräfte, die mich im nächsten Leben eine hohe Stellung erwerben lassen. Ein solcher fühlt sich bei der Inkarnation hingezogen zu Eltern mit Weitblick und Verantwortungsbewusstsein, die meistens sozial höher stehen, oder er arbeitet sich empor und kommt zu Macht und Einfluss, oft aber nur für einige Zeit, dann erliegt er der Verführung der Macht, missbraucht sie, wird gestürzt. Immer aber ist sein Wirken die Ursache dafür.

7... für Unweisheit und Weisheit. Jeder Mensch orientiert sich irgendwie am Außen, um Maßstäbe und Werte für sein Tun und Lassen zu finden, denn er weiß: Von seinen Einsichten über darüber, was für ihn nützlich und heilsam ist, hängt all sein Agieren im Leben ab. Und diese Ansichten, sagt der Erwachte, nimmt er aus de Wahrnehmung. Darum ist es so wichtig, dass er seine Wahrnehmung gründlich betrachtet.

Viele Menschen orientieren sich heutzutage an den Medien, Fernsehen, Zeitschriften, Internet. Das heißt, sie fragen nicht die Weisen, die durch ihr Leben zeigen, dass sie höhere Maßstäbe besitzen (sicher auch, weil diese heutzutage schon selten zu finden sind). Solche Weise waren im alten Indien Asketen und Brahmanen, Pilger und Mönche.

Wer sich den offenbaren Fragen des Lebens stellt, nach dem Sinn des Lebens fragt und sich umschaut nach Menschen, die weiträumiger denken, über den Tod hinaus, und entsprechenden Büchern, der findet Antworten, die ihm die Augen öffnen: Der eine fragt bereits als Kind nach dem Woher und Wohin und fühlt sich hingezogen zu religiösen Menschen, die sich um Läuterung bemühen. Der andere erwacht zu weltanschaulichen Fragen zwischen sechzehn und fünfundzwanzig Jahren, und dann verliert es sich im Andrang des Sinnlichen. Ein anderer fragt erst bei Unglücksfällen oder im Alter nach seiner ferneren Zukunft. Der eine resigniert, Antworten zu bekommen, oder ist zufrieden mit Teilantworten, der andere bohrt und sucht unermüdlich weiter und versucht, wenn er in seiner Umgebung und in der Literatur seines Kulturraumes keine Antworten bekommt, in der Weisheit anderer Kulturen oder durch eigene Beobachtungen die Schleier zu lüften. Entsprechen der Art der Fragestellung und ihrer Intensität wird die Gewöhnung daran, die Neigung so zu fragen, verstärkt.

Diese Gewöhnung des Geistes nimmt er im Tode mit und im nächsten Leben findet er sich mit einer solchen Denkstruktur vor, die Weisheit genannt wird.

Dadurch können wir erreichen, dass wir nach dem Tode in einer geistigen Umgebung erscheinen mit weit reichender Fragestellung, auch nach der letzten Wahrheit fragen und suchen, unterstützt und belehrt von der so geschaffenen Umgebung. So ist das Fragen z.B. ein zentraler Ausgangspunkt zum Erreichen höchsten Wohles.