Der Sangha ist die Bezeichnung für die Mönchsgemeinde. Der Orden als Gemeinde der edlen Jünger ist neben Buddha und Dhamma eines der drei Kleinode des Buddhismus.

Wie die Sonne nicht nur wegen der von ihr ausgehenden Strahlung, sondern auch wegen der Fähigkeit, die Welt zu erhellen, geschätzt wird, so beruht auch die Bedeutung des Buddha als geistiger Lehrer nicht nur auf der Klarheit seiner Lehre, sondern auch auf seiner Fähigkeit, jene zu erleuchten, die sich zu ihm flüchten. Schließlich wurden diese Jünger selbst zu leuchtenden Gestalten, die anderen weiterhalfen. Ohne die Gemeinschaft der Schüler, die Zeugnis ablegen von der verändernden Macht der Lehre, wäre der Dhamma nur ein Paket von Lehrsätzen und formalen Praktiken - bewundernswert klar und von großer intellektueller Rigorosität, doch weitab von lebenswichtigen Problemen. Der Dhamma wird nur so weit zum Leben erweckt, als er Bedeutung für das tägliche Leben hat, indem er seine Anhänger adelt und sie in Vorbilder an Weisheit, Mitleid und Reinheit verwandelt.

Als Religionsgründer erhob der Buddha nicht den Anspruch, ein göttlich inspirierter Prophet, ein persönlicher Erlöser oder ein Fleisch gewordener Gott zu sein. Im Rahmen seiner Lehre, des Dhamma, ist seine spezielle Rolle die eines Lehrers, des höchsten Lehrers, der den einzig richtigen Weg zur endgültigen Erlösung enthüllt hat. In der frühesten Form der Lehre, die im Pali-Kanon festgehalten ist, gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Ziel, das der Buddha selbst erreichte, und dem Ziel, das die Jünger realisierten. Das Ziel ist für beide letztlich dasselbe, nämlich das Nibbana, die vollkommene Befreiung des Geistes von allen einengenden Bindungen und die Loslösung von Samsara, dem ewigen Kreislauf von Geburt und Tod.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Buddha und seinen Jüngern. Sie betreffen zunächst den Zeitpunkt der Vollendung, dann die persönlichen Qualitäten, die sie durch die Realisierung ihres Zieles erreichen. In zeitlicher Hinsicht hat Buddha als erster den Weg ins Nibbana entdeckt, während seine Jünger diesen Pfad unter Buddhas Leitung beschreiten und die Früchte ernten: "Der Tathagata, ihr Mönche, hat den Pfad gefunden, der bisher unbekannt war, er hat den Pfad geschaffen, der vorher nicht bestand, er hat den Pfad beschrieben, der bis dahin unbeschrieben war. Er kennt den Pfad, er fand ihn und kennt sich in ihm aus. Und seine Jünger folgen nun diesem Pfad und erobern ihn für sich. Dies, ihr Mönche, ist die Ungleichheit und der Unterschied zwischen dem Tathagata, dem Arahat, dem vollständig Erwachten, und dem Mönch, der von der Weisheit erleuchtet wurde."

Was die persönlichen Qualitäten angeht, so besaß der Buddha, der Begründer der Lehre, eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen, über die seine Schüler in dieser Fülle nicht verfügten. Diese kognitiven Fähigkeiten umfassten nicht nur gewisse wundertätige Kräfte, sondern auch eine völlig klare Sicht vom Aufbau der Welt, der Existenz sowie ein tief greifendes Verständnis der unterschiedlichen geistigen Veranlagungen fühlender Lebewesen.

Der Orden entstand, nachdem der Buddha sich auf Bitten des Brahma Sahampati entschlossen hatte, die Lehre darzulegen. Dazu suchte er seine fünf früheren Asketengefährten auf. Sie weilten am Stadtrand beim heutigen Sarnath, am Sehersteine, an einem Ort der alten Rishis (Seher), im Wildpark.

Kondanna, Bhaddiya, Vappa, Mahanama und Assaji waren durchaus nicht angetan, als Gotama, ihr abtrünniger einstiger Gefährte, sich ihnen im Wildpark Isipatana bei Benares näherte. Im Gegenteil, sie nahmen sich vor, ihn nicht zu begrüßen und sich nicht für ihn zu erheben. „Seht, da kommt der sogenannte Asket Gotama , sagten sie, "der Üppige, der von der Askese abgefallen ist und sich wieder dem Genuss ergeben hat: wir wollen ihn weder grüßen noch uns erheben, um ihm Mantel und Schale abzunehmen, aber ein Sitz sei ihm zugewiesen, wenn er will, mag er sich setzen." 

Als er aber herangekommen war, empfanden sie seine Würde als so respektgebietend, dass sie ihm alle Höflichkeiten zuteil werden ließen. Sie nahmen ihm Almosenschale und Obergewand ab, bereiteten ihm einen Sitz, wuschen ihm die Füße und sprachen ihn nach alter Gewohnheit mit Bruder (Avuso) an. Gotama verwahrte sich jedoch gegen diese Anredeform:

Mönche, redet den So-Gekommenen (Tathagata) nicht mit dem Namen und der Bezeichnung Bruder an (wie einen euresgleichen). Ein Heiliger (Arahat), Mönche, ist der So-Gekommene, ein Vollkommen Erwachter!

An diesem Abend hielt er ihnen die erste Lehrrede, - das berühmte Sutta vom Andrehen des Dhamma-Rades.

Und nachdem der Erhabene so das Rad der Lehre in Gang gesetzt hatte, eilte die Kunde davon durch die ganze geistige Welt: "Der Vollendete, der Geheilte, der Vollkommen Erwachte hat zu Benares am Sehersteine im Wildpark das höchste Reich der Wahrheit dargestellt. Und es kann nicht von einem Asketen, Brahmanen, Gott, Mara, Brahma oder irgendeinem in der Welt zurückgedreht werden. Es ist das Anzeigen, Aufweisen, Darlegen, Darstellen, Enthüllen, Entwickeln, Offenbarmachen der vier Heilswahrheiten."

Noch während der Erwachte sprach, ging dem Kondanna die volle Erkenntnis der Lehre auf: Was immer dem Gesetz des Entstehens unterworfen ist, das ist auch dem Gesetz des Vergehens unterworfen! Kurz darauf bat er den Buddha, ihn als Jünger anzuerkennen. Mit der Formel: "Komm, Mönch, gut erklärt ist die Lehre, führe ein Leben in Reinheit, um des Leidens Ende zu verwirklichen", nahm Gotama den Bittenden als Mönch (Bhikkhu) an. Kondanna war damit der erste Bhikkhu in der Geschichte des Buddhismus. Die anderen Vier folgten ihm in kurzen Abständen.

So war aus dem Buddha die Lehre (der Dhamma) hervorgegangen und mit dem Überspringen der Lehre auf die ersten Hörer war der Sangha, die Gemeinde, ins Leben getreten. So gab es jetzt drei Kleinodien: Buddha, Dhamma, Sangha; den Erwachten, die Lehre und die Jüngerschaft. Es wurde wieder mit dem Aufbau der alten zerfallenen, vom Urwald überwachsenen Stadt begonnen (S 12,65). Der Buddha war damit in die Nachfolge der früheren Vollkommen Erwachten eingetreten, die vor ihm das Rad des Gesetzes rollen ließen. Es herrscht oft der Glaube, der frühe Buddhismus habe nur einen Buddha gekannt. In den Lehrreden aber werden regelmäßig sechs Buddhas der Vergangenheit, Vorläufer des Gotama, genannt. In einem Text (Digha-Nikaya 14) gibt der Buddha detaillierte Informationen über deren Lebenslauf. An anderen Stellen sagt er das Erscheinen eines Buddha namens Metteyya voraus.

Nachdem die fünf Asketen den Stromeintritt gewonnen und die Ordensweihe als Mönche des Buddha (als sogenannte Bhikkhu) erhalten hatten, übten sie sich in den nächsten Tagen mit allem Eifer in der Verwirklichung der rechten Anschauung. Innerhalb von fünf Tagen durchschritten sie die vier Wegetappen zum Heilsstand (Stromeintritt, Einmalwiederkehr, Nichtwiederkehr und den Pfad zum Heilsstand). Nachdem durch den Buddha das Unwissen aufgehoben war, bedurfte es für sie als schon weitgehend vom Durst Geläuterte nur noch weniger Tage, um ihre Triebe aufzulösen. Am fünften Tag ihres Daseins als Bhikkhu wandte sich der Erhabene an sie und hielt ihnen die zweite grundlegende Lehrrede, die sogenannte Rede von den Merkmalen des Nicht-Ich. Und während die fünf Mönche aufmerksam, mit ganzem Gemüt hingegeben dieser Lehrrede lauschten, da vollzogen sie alle gleichzeitig diese Erkenntnis nach, wandten sich von den fünf Aneignungen, Zusammenhäufungen (Pali: Khanda) ab. Indem sie zuhörten, fanden sie nichts Lockendes mehr an den vergänglichen Dingen, ergriffen sie darum nicht mehr und ohne Ergreifen wurde das Herz von den Trieben erlöst. Es gab nun sechs Geheilte in der Welt.

Nach einigen Monaten war die Zahl der Bhikkhu-Schar auf 60 angewachsen und der Buddha rief seine Jünger zusammen und sprach: "Wandelt, ihr Mönche, euren eigenen Weg zum Segen und Glück für die Vielen, aus Mitleid mit der Welt, zum Nutzen, Segen und Glück für Götter und Menschen. Geht nicht zu zweit denselben Weg. Lehret, ihr Mönche, die Lehre (Dhamma), deren Anfang, Mitte und Ende gut ist, dem Sinne wie den Buchstaben nach. Es gibt Wesen, deren Augen kaum mit Staub bedeckt sind, wenn sie die Lehre nicht hören, sind sie verloren. Wenn sie aber die Lehre vernehmen, werden sie zur Erlösung gelangen."

Die Bhikkhus zogen hinaus, und schon binnen kurzem hatte ihre Missionsarbeit Erfolg. Danach erlaubte der Buddha den Mönchen, daß sie selbst in den verschiedenen Gegenden und Landen, an jene, die darum bitten, den Auszug in die Hauslosigkeit (Pabbaja) und die Ordination (Upasampada) vollziehen und gab genaue Anweisungen, die bis heute gültig sind, wie dies zu geschehen habe.

In der siebten Regenzeit des Buddha geschah es, dass die beiden späteren Hauptschüler des Buddha, Sariputta und Maha-Moggalana zum Sangha kamen und als Mönche ordiniert wurden. In vielen Tempeln Sri Lankas findet man zu beiden Seiten des Buddha die Statue eines Mönchs. Die Robe ist über eine Schulter geschlagen und die beiden stehen in verehrender Haltung da, mit aneinander gelegten Handflächen. Recht oft liegen Blüten zu ihren Füßen, die von frommen Pilgern stammen. Wenn man fragt, wer sie sind, wird man hören, dass sie die beiden Hauptjünger des Erwachten darstellen, die Arahats Sariputta und Mahamoggallana. Sie stehen in der Stellung, die sie auch im Leben einnahmen, Sariputta zur Rechten des Buddha, Mahamoggallana zu seiner Linken. Diese Verehrung ist in vollem Maße gerechtfertigt. Wenige religiöse Lehrer wurden so von ihren engsten Vertrauten so gut verstanden wie der Buddha.

Wichtige weitere Schüler seien noch kurz erwähnt:

Zuallererst ist da Ananda, der persönliche Diener des Buddha, der ihn jahrzehntelang betreute und der als Hüter des Dhamma gilt, da er viele Lehrreden auswendig im Gedächtnis behalten hat.

Maha-Kassapa, der "Vater des Sangha". Die Zen-Schule betrachtet noch heute Mahakassapa als ihren ersten Patriarchen.

Anuruddha, der Meister des "göttlichen Auges". Die Fähigkeit, über den physischen Bereich hinauszusehen, war bei ihm ganz besonders entwickelt.

Mahakaccana galt als Meister in der Darlegung der Lehre.

Von den Laienanhängern sind besonders Anathapindika und Visakha, Buddhas wichtigste Gönner, hervorzuheben.

Alles, was wir von Buddha und seiner Lehre wissen, verdanken wir seinen Jüngern. Buddha hat nichts schriftliches hinterlassen; er schrieb nicht, er redete. Auch seine unmittelbaren Jünger haben nichts aufgeschrieben. Im alten Indien war es üblich, dass der Schüler die vom Lehrer vorgesprochenen Sätze genau nachspricht und sie mit ihrem Klang und vielleicht auch mit den Gesten des Lehrers seinem Gedächtnis fest einprägt und das so Gelernte später wieder als Lehrer seinen Schülern genau so vorspricht, dann bleibt das Wort des Meisters über viele Geschlechterfolgen hinaus lebendig.