Mit der Gewohnheit des Wegschenkens, mit der Überwindung des Haben- und Bewahrenwollens fängt die buddhistische Selbsterziehung - die wahrhaft fruchtbare Erziehung - mitten im Schoße der Welt an.

(H. Zimmer)

Spenden und Geben oder Teilen (Pali: dana) hat tiefen Sinn und bringt Gewinn. Dem unwissenden Menschen ist sein Ich wie eine Festung, die dauernd gefährdet und darum verteidigt und gesichert werden muss. Darum zieht er an sich heran und ergreift, was ihm nur irgend dazu geeignet und erforderlich erscheint. Darum ist er vorwiegend auf Nehmen, auf Vermehren eingestellt und sehr viel weniger auf Geben. Diese Einstellung ergibt sich zwangsläufig aus der üblichen Auffassung von "Ich" und "Mein".

Alle Weisen der Welt sagen jedoch übereinstimmend, dass gerade dieses An-sich-Reißen und Erraffen und Für-sich-haben-Wollen des Ich, dass der Sicherung dienen soll, der Quell aller Unsicherheit und alles Leidens ist. Der in dieser Weise um Sicherung bemühte Mensch achtet nicht der Mitwesen. Er hat den Blick hauptsächlich auf sich selbst, auf die eigene Interessensphäre gerichtet und verfolgt nur die vor Augen liegenden Objekte seines Begehrens, ohne zu erkennen, dass ihr Erlangen weitgehend vom Gewähren der Mitwesen abhängt.

Ein Mensch jedoch, der sein Ich nicht als eine Festung ansieht, die er vor anderen verteidigen und schützen muss, der den anderen zu sich hereinlässt, der ihn aufnimmt, ihm gewährt, wessen er bedarf in dem Maße seines Vermögens, der erfährt durch das reaktive Wohlwollen der Mitwesen eine Sicherung, die unvergleichlich größer ist als die Sicherung durch tote Objekte.

Und nicht nur den Gewinn an Freundschaft und Vertrauen in diesem Leben bringt die Zuwendung zum Nächsten mit sich: Unvergleichlich größer noch ist der Gewinn, den der Mensch durch die Gewöhnung an das Geben, an das Loslassen erfährt, indem er seine eigene Bedürftigkeit mindert und sein Mitempfinden verstärkt. Die geistige Haltung ist wichtig: am Loslassen Freude haben und zufrieden sein mit dem Nötigen - das ist der Blick auf sich selber. Den Mitwesen geben, ihnen Freude machen, ihnen zu einer besseren Situation zu verhelfen - das ist der Blick auf den anderen. Beides zusammen ergänzt sich und hilft, die hellere Gesinnung und rechte Verhaltensweise zu gewinnen.

Es gibt diesseitige Folgen der Gebefreudigkeit:

1. "Man ist vielen Menschen lieb und angenehm." Mag man manchmal auch erleben, dass durch reichliches Geben die Bittenden und Bettelnden zunehmen, so kann man ja doch unterscheiden, wo wirkliche Not ist und wo nicht. Auf jeden Fall empfindet der hochsinnige Mensch Freude an der Befreiung anderer Wesen aus Not und Verlegenheit. Ihm gilt die innere Helligkeit und Gestimmtheit seines Gemütes durch das Geben mehr als alles, was ihm aus der sinnlichen Welt geboten werden kann.

2. Geistige Förderung. Es ist bekannt, dass der Geizige und Neidische auch sein Denken und Verstehen hemmt und der Wahrheit schwerer zugänglich ist als der Mitempfindende und Mitleidige, der sich und anderen Freude macht durch das Geben.

3. Ein guter Ruf verbreitet sich über den Gabenspender.

4. Der Gabenspender tritt in der Öffentlichkeit sicher und unbefangen auf.

Es gibt jenseitige Folgen der Gebefreudigkeit:

Aller irdischer Besitz geht mit dem Tode verloren, der den restlosen Zusammenbruch aller weltlichen Geschäfte offenbart. Aber während dieses Leibeslebens kann ich schon die Vorbereitungen treffen für den neuen Umzug. Habe ich das Tendenzenfeld in diesem Leibesleben dunkler und gemeiner gemacht, dann siedelt es sich nach der Trennung von diesem Leibe dort wieder an, wohin es gehört, und so komme ich auch in ein dunkles Milieu. In diesem Sinne sagt Jesus: "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele." (Matth. 16,26) Diese Welt verlasse ich in wenigen Jahren wieder, lasse sie mit dem Leibe zurück. Und wenn ich in diesem Leibesleben auf der Jagd nach Besitz, Genuss und Macht zwar reicher, aber zugleich schlechter geworden bin, dann gehe ich mit der Schlechtigkeit, dem Schaden an der Seele weiter, gehe zu meinesgleichen, zu Schlechten und schaffe mir dort wieder Leib und Welt. Dann habe ich schlecht "mit meinem Pfund gewuchert". Wenn ich aber in diesem Leben die ergebene, erbarmende Haltung des Wohlwollens gegenüber dem Nächsten gewinne und mehre und Selbstsucht und Geiz auflöse, so fällt mit dem Fortfall des Leibes auch das gesamte belastende Milieu mit fort, und zur Wiederverkörperung suche und finde ich Eingang bei Wesen mit heller und edler Art. Das Gute, das in die Welt gegeben wurde, kommt auf geistigem Wege vielfach zurück. Daher kann der Erwachte sagen:

"Würden, ihr Mönche, die Wesen die Ernte für das Austeilen von Gaben kennen, wie ich sie kenne, so würden sie nichts essen, ohne gegeben zu haben, und es würde der Makel des Geizes von ihrem Gemüte nicht dauernd Besitz ergreifen. Selbst den letzten Bissen, den letzten Brocken, den sie hätten, würden sie nicht essen, ohne davon auszuteilen, wenn sie Empfänger dafür hätten. Da nun aber, ihr Mönche, die Wesen die Ernte für das Austeilen von Gaben nicht kennen, wie ich sie kenne, essen sie, ohne abgegeben zu haben, und der Makel des Geizes ergreift von ihrem Gemüte Besitz."

In einem Gleichnis (Anguttara Nikaya III, 52) sagt erklärt der Buddha: Was jemand, wenn sein Haus brennt, von Geräten hinausschafft, das ist ihm ferner von Nutzen, nicht aber, was dort drinnen mitverbrennt. Gerade so wird die Welt verzehrt vom Feuer des Alters und des Todes. Durch Freigiebigkeit schafft man seinen Besitz hinaus. Das Verschenkte ist wohl aufbewahrt.


Hier folgen noch einige Ausführungen von Susan Elbaum Jootla.
Susan ist eine amerikanische Buddhistin, die in Nordindien lebt und seit langer Zeit Vipassana-Meditation in der Tradition von Sayagyi U Ba Khin praktiziert. Sie hat eine Reihe von Werken für die Buddhist Publication Society verfasst, darunter „Investigation for Insight (Wheel No. 301/302)“ und „Inspiration from Enlightened Nuns (Wheel No. 349/350).“

Für sich praktiziert ist Teilen, Geben die Basis von Verdienst oder heilsamer Handlung (kusala kamma). In Verbindung mit ethischem Verhalten, Konzentration und Einsicht, führt Dana -Parami letztendlich zur Befreiung von Samsara, dem Kreislauf des sich immer erneuernden Daseins. Sogar jene, die auf dem Pfad zur Freiheit bereits wohl verankert sind, praktizieren das Geben weiterhin, weil es zu guter Gesundheit, Schönheit und Glück in ihren noch verbleibenden Leben beiträgt. Bodhisattas (Wesen auf dem Weg zur Buddhaschaft) vervollständigen Dana - Parami oder die Vervollkommnung des Gebens bis zum höchsten Grad, indem sie frohen Herzens ihre Glieder und sogar ihr Leben geben, um anderen Wesen zu helfen.

Wie alle guten Taten wird uns ein Akt des Gebens in der Zukunft Glück bringen, in Übereinstimmung mit dem kammischen Gesetz von Ursache und Wirkung, das vom Buddha gelehrt wurde. Geben bringt Nutzen, im gegenwärtigen Leben und in künftigen Leben, ob wir uns nun dessen bewusst sind oder nicht, aber wenn die Absicht mit Verstehen gepaart ist, können wir die Verdienste, die durch unsere Gaben zustande kommen, enorm vermehren.

Das Ausmaß der erlangten Verdienste variiert in Abhängigkeit von drei Faktoren: von der Qualität der Motive des Spenders, von der spirituellen Reinheit des Empfängers und von Art und Umfang der Gabe. Da wir die Resultate unserer Handlungen erfahren müssen, und gute Taten zu guten Ergebnissen und schlechte Taten zu schlechten Ergebnissen führen, ist es nur vernünftig, wenn man versucht, so viel gutes Kamma wie möglich zu schaffen. Bei der Praxis des Gebens würde das bedeuten, dass man seinen Geist beim Vorgang des Gebens rein hält, den würdigsten zur Verfügung stehenden Empfänger aussucht, und die angemessenste und großzügigste Gabe wählt, die man sich leisten kann.

Der Absichtsfaktor

Die buddhistische Lehre widmet der psychologischen Basis des Gebens besondere Aufmerksamkeit und unterscheidet zwischen den verschiedenen Geisteszuständen mit denen man geben kann. Ein fundamentaler Unterschied wird zwischen jenen Handlungen des Gebens gemacht, denen Weisheit mangelt und jenen, die von Weisheit begleitet sind, wobei letztere ersteren überlegen sind. Ein Beispiel für eine sehr elementare Art des Gebens wäre der Fall eines jungen Mädchens, das Blumen auf den Hausaltar legt, einfach weil es ihr die Mutter aufträgt, ohne irgendeine Vorstellung von der Bedeutung ihrer Handlung zu haben.

Großzügigkeit im Verein mit Weisheit vor, während und nach der Handlung ist die höchste Art des Gebens. Drei Beispiele weisen Gebens sind: Geben mit dem klaren Verständnis, dass die großzügige Handlung nach dem kammischen Gesetz von Ursache und Wirkung in der Zukunft heilsame Ergebnisse bringen wird; Geben während man sich vergegenwärtigt, dass die Gabe, der Empfänger und der Geber alle vergänglich sind; und Geben mit dem Ziel, die eigenen Bemühungen, erleuchtet zu werden, zu verstärken. Weil das Geben eines Geschenkes eine gewisse Zeitspanne dauert, kann ein einzelner Vorgang des Gebens von jeder dieser drei Arten des Verstehens zu verschiedenen Stadien des Vorgangs begleitet sein.

Das ausgezeichnetste Motiv für das Geben ist die Intention, es möge die eigenen Bemühungen stärken, Nibbana zu erlangen. Befreiung wird erreicht, indem man all die geistigen Befleckungen (kilesa) eliminiert, die in der verblendeten Vorstellung von einem kontrollierenden und dauerhaften Ich wurzeln. Wenn diese Illusion erst einmal entwurzelt ist, können selbstsüchtige Gedanken nicht mehr entstehen. Wenn wir nach höchstem Frieden und Reinheit durch die Praxis der Großzügigkeit streben, entfalten wir dana parami, die Vervollkommnung des Gebens, und bauen einen Vorrat an Verdiensten auf, der seine volle Frucht bei unserem Erlangen der Erleuchtung bringen wird. Während wir auf dieses Ziel hin voranschreiten, wird uns die Absicht, die in den Handlungen des Gebens steckt, helfen, indem sie zur Geschmeidigkeit und Flexibilität des Geistes beiträgt, ein wesentlicher Aktivposten bei der Entfaltung von Konzentration und Weisheit, den wichtigsten Requisiten der Befreiung.

Verdienst-Arithmetik

Ariyas - die Edlen, jene die eine der vier Stufen der Heiligkeit erlangt haben - geben immer mit reiner Absicht, weil ihr Geist auf der Basis von Weisheit funktioniert. Jene unterhalb dieses Levels geben manchmal achtlos oder ohne Respekt, mit unheilsamen Geisteszuständen. Der Buddha lehrt, dass es die Absicht ist, die die Handlung begleitet, die für deren moralische Qualität bestimmend ist - in der Praxis des Gebens, wie in jeglichem körperlichen und sprachlichem Verhalten. Wenn man einem Mönch etwas offeriert, so wäre es nicht angemessen, dies zu tun, ohne ein respektvolles Verhalten anzunehmen. Einem Bettler eine Münze zuzuwerfen, um ihn loszuwerden, wird ebenfalls als Befleckung des Gebens betrachtet. Man sollte sorgfältig über die Relevanz und den richtigen Zeitpunkt der Gabe nachdenken, damit sie die besten Resultate bringt. Ein Geschenk, das durch eine Mittelsperson gegeben wird - zum Beispiel wenn man einen Angestellten Essen an einen Mönch aushändigen lässt, statt es eigenhändig zu geben - bringt auch Abzüge vom Wert der Gabe. Wenn man gibt, ohne zu erkennen, dass man die Ergebnisse der eigenen Taten erfahren muss, verringert sich der Akt des Gebens ebenfalls in seinem Verdienstpotential.

Wenn man nur plant, eine Spende zu geben, aber diesen Plan nicht ausführt, wird der zugute kommende Verdienst sehr gering sein. Daher sollten wir unseren großzügigen Absichten immer eifrig folgen, außer wenn uns irgendetwas in die Quere kommt und uns davon abhält. Wenn wir, nachdem wir ein Geschenk gegeben haben, unsere Handlung anschließend bereuen, geht viel vom Verdienst der Tat verloren.

Eine ethische Person gibt höflich und respektvoll. Ob die Gabe nun spontan ist oder geplant, er oder sie wird sichergehen, dass der Zeitpunkt und Inhalt der Gabe für den Empfänger angemessen ist. Viele Hausfrauen in buddhistischen Ländern laden regelmäßig ein paar Mönche zu sich nach Hause ein, um früh am Tage Almosenspeise in Empfang zu nehmen. Bevor sie der Familie zu essen geben, offerieren diese Frauen stets den Mönchen eigenhändig das Essen.

Vielleicht trägt man zu einer bestimmten Sache bei, aus Angst vor der Missbilligung der Freunde, falls man nicht gäbe. Geben als Antwort auf solchen sozialen Druck wird schwache, wenn auch immer noch heilsame Ergebnisse haben. Handlungen der Wohltätigkeit, die durchgeführt werden, um einen guten Ruf zu erlangen, sind darüber hinaus auch noch selbstsüchtig und daher keine sehr wertvolle Form des Gebens. Es ist auch nicht lobenswert, wenn man nur gibt, um einen empfangenen Gefallen auszugleichen oder in Erwartung einer Belohnung. Ersteres ist wie das Zurückzahlen einer Schuld, letzteres gleicht einem Bestechungsversuch.

Der Empfänger-Faktor

Die Reinheit des Empfängers ist ein weiterer Faktor, der die karmische Fruchtbarkeit einer Gabe mitbestimmt. Je würdiger der Empfänger, desto größer die Verdienste, die dem Spender zukommen; daher ist es gut, wenn man den heiligsten Menschen gibt, die zur Verfügung stehen. Der Buddha lehrt, dass die würdigsten Empfänger von Gaben die Ariyas sind, die Edlen, wie der Buddha selbst und jene seiner Schüler, die die überweltlichen Pfade und Früchte erreicht haben; denn es ist ihre Reinheit des Geistes, erlangt durch Weisheit, die den Akt des Gebens in die Lage versetzt, überaus reichen Ertrag abzuwerfen. Um maximalen Verdienst zu ernten sollten wir daher den Edlen geben, so viel wir können und so oft wie möglich. Gaben an einen Bhikkhu (Mönch), der nach dem Zustand eines Edlen strebt, oder an eine buddhistische Meditierende, die nach den fünf Ethikregeln lebt, wird ebenfalls reichliche Resultate einbringen.
Wenn Ariyas Gaben annehmen, so tun sie das, um dem Spender eine Möglichkeit zu geben, Verdienste zu ernten. Insbesondere Nicht-Wiederkehrer und Arahats, die die zwei höchsten Stufen der Heiligkeit erlangt haben, haben die Begierde nach Sinnesobjekten eliminiert. Wenn ihnen gegeben wird, verweilt ihr Geist daher ohne Anhaftung an die präsentierten Objekte, aber voll von Mitgefühl für den Geber.

Eine Honigwabe für die Erleuchtung

Die Geschichte von Sivali aus dem Dhammapada Kommentar ist ein Beispiel für den großen Verdienst, den sogar eine kleine Gabe bringen kann, wenn sie der Sangha (Orden der Mönche und Nonnen) unter der Führung des Buddha gemacht wird. Zur Zeit des Buddha Vipassi wetteiferten die Bürger des Landes mit ihrem König, wer die größte Gabe an den Buddha und die Sangha machen könnte. Die Bürger hatten alles für ihre Gabe besorgt, außer frischem Honig, und sie sandten zahlreiche Boten aus, die mit reichlich Geld ausgestattet waren, um die fehlende Zutat zu kaufen.

Einer dieser Männer traf auf einen Dorfbewohner, der zufällig gerade eine frisch geerntete Honigwabe zum Verkauf in die Stadt brachte. Der Bote konnte sie dem Bauern erst abkaufen, als er ihm sein ganzes Budget von tausend Geldstücken angeboten hatte, viel mehr als eine einzelne Honigwabe wert war. Der Bauer sagte: Bist du verrückt geworden? Dieser Honig ist keinen Heller wert, aber du bietest mir tausend Geldstücke. Was ist die Erklärung dafür? Der andere Mann erzählte ihm, dass der Honig so viel wert war, weil er die krönende Zutat im Menü war, das die Bürger dem Buddha offerieren wollten. Der Bauer erwiderte spontan: Wenn das so ist, werde ich dir den Honig um keinen Preis verkaufen; wenn ich die Verdienste dieser Gabe erhalte, werde ich ihn dir so geben. Die Bürger waren vom Vertrauen dieses Mannes, der so bereitwillig einen unerwarteten Glücksfall aufgab, beeindruckt und stimmten begeistert zu, er solle die Verdienste der Gabe erhalten.
Aufgrund dieser schlichten Gabe zur Zeit des Buddha Vipassi wurde der Dörfler viele Male in himmlischen Daseinsbereichen wiedergeboren und wurde dann der Prinz, der den Thron von Benares erbte. In seinem letzten Leben wurde er der Ehrwürdige Sivali und erlangte Arahantschaft als Schüler des gegenwärtigen Buddha. Sogar danach trug sein Geschenk der Honigwabe weiter Frucht. Um den zu ehren, der Äonen zuvor jenes süße Geschenk gemacht hatte, sorgten die Götter für Unterkunft und Essen für den Buddha und 500 seiner Mönche, Sivali eingeschlossen, als diese
einmal eine verlassene Straße entlang wanderten.

Die Praxis des Gebens ist auch heilsam, wenn sie auf jemanden gerichtet ist, der nicht spirituell fortgeschritten ist. Wenn die Absicht des Spenders gut ist, wird er, sogar wenn der Empfänger unmoralisch ist, Verdienst ernten und darüber hinaus durch seinen Akt des Gebens in sich selbst die Neigung zur Entsagung stärken. Eine Gabe, die mental der edlen Sangha offeriert wird, physisch aber einem moralisch korrupten Mönch präsentiert wird, wird immer noch große Frucht tragen. Um das klarzustellen, wir sollten nicht so tun, als ob eine schlechte Person gut sei, sondern wir sollten uns besonders um unsere eigene Einstellung beim Geben kümmern, denn diese Einstellung ist derjenige Faktor, auf den wir den meisten Einfluss haben.

Die Gaben

Der dritte Faktor, der beim Geben beteiligt ist, ist die Gabe selbst, die entweder materiell oder immateriell sein kann. Dhammadana, die Gabe der edlen Lehre, übersteigt nach den Worten des Buddha alle anderen Gaben (Dhammapada Vers 354). Jene, die seine Lehren darlegen - Mönche, die Vorträge halten oder aus dem Tipitaka (dem so genannten Dreikorb der kanonischen Texte) rezitieren, Meditationslehrer - sie teilen die Wahrheit mit anderen, und üben so die höchste Form der Großzügigkeit. Jene von uns, die nicht qualifiziert sind, den Dhamma zu lehren, können das Geschenk des Dhamma auf andere Weise weitergeben. Wir können Dhamma-Bücher spenden oder für die Übersetzung oder Veröffentlichung eines seltenen oder neuen Manuskripts zur Verbreitung des Buddha-Wortes bezahlen. Wir können das Dhamma informell erörtern und andere dazu ermutigen, Ethikregeln einzuhalten oder mit der Meditation zu beginnen. Wir könnten eine Erläuterung eines bestimmten Aspekts des Dhamma zum Whole anderer schreiben. Geld oder Arbeitskraft an ein Meditationszentrum zu geben oder einen Meditationslehrer zu unterstützen kann auch als Gabe des Dhamma betrachtet werden, weil der Zweck des Zentrums und des Lehrers die Weitergabe der Buddhalehre ist.

Die üblichste Art von Gabe sind materielle Dinge. Ein materielles Objekt braucht keinen hohen monetären Wert zu haben, um große Resultate zu bringen, wie die Geschichte von Sivali und der Honigwabe zeigt. Gibt ein Armer einem Mönch eine Tasse voll Reis, die seine einzige Nahrung des Tages gewesen wäre, dann macht er damit eine große Spende, die reichlich Frucht bringen mag, während ein reicher Händler, der im Voraus weiß, dass der Mönch auf Almosenrunde vorbeikommt, für die gleiche kleine Portion Reis eher magere Resultate ernten würde. Wir sollten versuchen Dinge zu geben, deren Qualität mindestens genauso gut ist wie jene, die wir selbst benutzen, wie die Leute in Burma, die die besten Früchte auf dem Markt als Gabe für die Mönche kaufen, obwohl diese Früchte viel zu teuer sind, als dass sie selbst sie konsumieren könnten.

Gaben an die Sangha bestehen vielleicht aus Nahrung, Roben, Arznei oder Klöstern, jeweils mit weiter Bandbreite. Die Grenzen werden von den Regeln der Vinaya (Ordensdisziplin) gesetzt, die der Buddha aufstellte, wenn Bedarf vorlag, um den Bhikkhu-Sangha rein und stark zu erhalten. Laienanhänger, die die Mönchsregeln verstehen, können gewaltige Verdienste ernten, indem sie die richtigen Dinge zur richtigen Zeit an den Orden der Mönche und Nonnen spenden.

Materielle Gaben religiöser Natur können sein: Beiträge zum Bau eines neuen Tempels oder Schreins, Blattgold zum Vergolden, der Erwerb einer Buddhastatue für einen Tempel. Der Empfänger dieser Gaben ist die Öffentlichkeit - wer auch immer in den Tempel kommt oder sich vor der Buddhastatue verneigt.
Weltliche Gaben an die Bürger der eigenen Stadt können sein: Spenden an die verschiedenen Wohlfahrtsorganisationen, ein Beitrag zu einem Krankenhaus oder einer öffentlichen Bücherei, oder das Sauberhalten eines Parks
im Stadtteil. Wenn man nicht nur finanzielle Mittel für solche Projekte beträgt, sondern auch noch körperliche Arbeit liefert, werden die karmischen Resultate sogar noch besser sein. Gaben dieser Art können ganz verdienstvoll sein, wenn ihnen reine innere Absichten vorangehen, sie begleiten und ihnen nachfolgen.

Die Vervollkommnung des Gebens

Es gibt einen Modus des Gebens, der die Qualitäten des Empfängers und sogar die weltlichen Früchte der Verdienste, die durch Geben erlangt werden, völlig vernachlässigt. Solche Großzügigkeit entspringt dem Motiv der Entsagung, dem Gedanken, die Anhaftung an den eigenen Besitz zu eliminieren, und zielt daher auf das Weggeben der liebsten und schwierigsten Gaben. Bodhisattas geben auf diese Weise, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, ausdrücklich um dana parami, die Vervollkommnung des Gebens zu erfüllen, welche die erste der zehn Vollkommenheiten ist, die sie bis zum höchsten Grad kultivieren müssen, um Buddhaschaft zu erlangen. Die Arbeit eines Bodhisattas an der Vervollkommnung des Gebens fordert ihm mehr ab, als andere Wesen nachmachen könnten. Viele Jataka-Geschichten (Geschichten aus früheren Existenzen des Buddha) erzählen, wie der Bodhisatta, der später der Buddha Gotama werden sollte, Dinge weggab, absolut ohne Gedanken an sich selbst oder den weltlichen Nutzen, der daraus folgen könnte. Die einzige Sorge eines Bodhisattas beim Praktizieren von Großzügigkeit ist es, die Erfordernisse der Buddhaschaft zu erfüllen.

Ein Bodhisatta muss schwierigere Gaben geben als nur materielle Güter, um die höchste Form der Vervollkommnung der Großzügigkeit zu erfüllen. Er muss freigiebig seine Körperteile, seine Kinder
, seine Frau und sogar sein eigenes Leben geben. Als König Sivi riss sich unser Bodhisatta mit bloßen Händen beide Augen aus und gab sie Sakka, dem Götterkönig. Sakka war zu Sivi gekommen, in Gestalt eines blinden alten Mannes, nur um ihm die Gelegenheit zu dieser bemerkenswerten Gabe zu geben. Sivi tat dies ohne Zögern vor der Handlung, ohne Zurückhaltung während der Handlung und ohne Anzeichen des Bedauerns hinterher. Er sagte, dieses Geschenk wurde gemacht ...zum Wohle des Erwachens. "Die beiden Augen waren mir nicht unlieb. Allwissenheit war mir lieb, daher gab ich die Augen".

Prinz Vessantara

Als Prinz Vessantara gab der Bodhisatta den glückbringenden machtvollen königlichen Elefanten weg, an die Leute eines feindlichen Königreichs, einfach nur, weil diese darum gebeten hatten. Als Ergebnis seiner Freigiebigkeit wurden er, seine Frau und seine beiden kleinen Kinder an einen entlegenen Berg verbannt. Dort lebten sie im Wald, Vessantara zog seinen Sohn und seine Tochter in ihrer Hütte auf, während seine Frau die Tage damit verbrachte, die wilden Früchte zu sammeln, von denen sie lebten. Eines Tages kam zufällig ein Reisender vorbei und bat den Bodhisatta, ihm die Kinder zu geben. Vessantara gab sie ohne irgendwelches Zögern. Später gab er auch noch seine tugendhafte Frau weg. "Keines von den Kindern war mir unlieb, die Dame Maddi war mir nicht unlieb. Allwissenheit war mir lieb, daher gab ich jene, die mir lieb waren". Man sollte hier anmerken, dass zu jener Zeit die Kinder und Frau eines Mannes allgemein als dessen Besitz betrachtet wurden. Zeitalter vorher hatte die Dame Maddi den Wunsch, die Frau des Bodhisattas zu sein und zu teilen, was er auch immer an Prüfungen auf seinem Weg zur Buddhaschaft zu bestehen hätte. Das Resultat ihres eigenen Kamma ergänzte sich mit Prinz Vessantaras Absicht und führte dazu, dass sie weggegeben wurde. Auch die Kinder mussten die Ergebnisse ihrer eigenen Taten der Vergangenheit erleben, als sie ihre Eltern verlassen mussten.
Ein anderes Mal nahm der Bodhisatta Geburt als weiser Hase an. Jenes Dasein fand sein Ende, als er freudig in ein Feuer sprang, nachdem er einen hungernden Brahmanen (wiederum Sakka in Verkleidung) eingeladen hatte, ihn gebraten zu essen. Aufgrund der Reinheit des Geistes des Bodhisatta während er dieses höchste Geschenk seines ganzen Körpers und Lebens machte, taten ihm die lodernden Flammen nicht weh, als sie sein Fleisch verbrannten. Als er die Geschichte später erzählte, sagte er
, die Flammen hätten ihn in der Tat beruhigt und ihm Frieden gebracht, als ob es kühles Wasser gewesen wäre, weil er die komplette Vervollkommnung des Gebens bewerkstelligt hatte.

Das höchste Ziel des Gebens

Das Ziel des buddhistischen Weges ist Freiheit vom Leiden der wiederkehrenden Existenz in Samsara (Daseinskreislauf). Der Buddha lehrte, dass die Entwurzelung der Unwissenheit und der geistigen Befleckungen, die sie nährt, uns zu Nibbana bringen wird, dem völligen Aufhören des Leidens. Unheilsame geistige Tendenzen bringen uns dazu, dass wir uns an das klammern, was wir fälschlicherweise als unser Selbst betrachten, sie bewirken, dass wir uns abmühen, unsere unersättlichen Sinnesbegierden mit Objekten zu befriedigen, die ihrem Wesen nach vergänglich und daher unbefriedigend sind.

Der Buddha sagte, dass die Praxis des Gebens uns in unseren Bemühungen, den Geist zu läutern, unterstützten wird. Großzügige Gaben, die von heilsamer Absicht begleitet werden, helfen auf drei Arten, das Leiden zu entwurzeln. Erstens, wenn wir uns entschließen, einem anderem etwas von unserem Eigentum zu geben, dann verringern wir gleichzeitig unsere Anhaftung an das Objekt; sich Geben zur Gewohnheit zu machen, kann daher allmählich den Geistesfaktor des Begehrens schwächen, einen der Hauptgründe für das Unglücklichsein. Zweitens, Geben, das von
heilsamer Absicht begleitet wird, wird zu glücklichen künftigen Geburten führen, in Umständen, die günstig sind, um dem reinen Buddha-Dhamma zu begegnen und es zu praktizieren. Drittens und am wichtigsten, wenn Geben praktiziert wird mit der Intention, das der Geist geschmeidig genug werden möge für das Erlangen von Nibbana, wird der Akt der Großzügigkeit uns helfen, Tugend, Konzentration und Weisheit (sila, samadhi, panya) genau im gegenwärtigen Moment zu entfalten. Diese drei Stufen machen den edlen achtfachen Pfad des Buddha aus, und die Vervollkommnung des Pfades führt zum Erlöschen des Leidens.
Wenn wir in der Hoffnung schwelgen, in
künftigen Leben Luxus zu erlangen, so können wir dieses Ziel erreichen, vorausgesetzt wir halten uns an die Grundsätze tugendhaften Verhaltens. Dem Buddha zufolge ist aber die Motivation, auf die Befreiung hin zu arbeiten, dem Abzielen auf weltliches Glück in künftigen Geburten weit überlegen. Und zwar, weil ein Geschenk, das mit der Begierde nach Vergnügen gegeben wird, teilweise von der unheilsamen psychologischen Wurzel des Begehrens begleitet ist. Die Verdienste, die durch solche Geschenke geerntet werden, erschöpfen sich in vergänglichen Vergnügungen, und solch weltliches Glück lässt uns weiter in der Runde der Wiedergeburten kreisen, die im tiefsten Sinne immer dukkha ist, dem Leiden unterworfen. Geben, das von Begehren begleitet ist, kann nicht zu der einen Form von Glück beitragen, die nicht vergeht, die von der Runde befreit und die nur mit der völligen Vernichtung des Begehrens einher geht. Geschenke, die nicht von Begehren und Anhaftung befleckt sind, können nur während einer Buddha-Sasana gemacht werden, dem Zeitraum, in dem die Lehren eines Buddha verfügbar sind. Wenn wir also jetzt in so einer Zeit geben, sollten wir es mit dem Ziel tun, das Begehren zu beenden. Mit dem Ende des Begehrens hört Leiden auf, und das ist Befreiung.
Mögen
die Verdienste dieser Gabe des Dhamma von allen Wesen geteilt werden!