Je mehr Anziehung, Abstoßung und Blendung das Herz (citta) hat, um so mehr wird vom Psycho-Physischem (nama-rupa) gesprochen.

Wenn unser gegenständlicher, formhafter Körper nicht von dem Wollenskörper (nama-kaya) durchzogen wäre, dann könnte das an seine Sinnesorgane Gekommene nicht empfunden und benannt werden. Unter den achtzehn Daseinsweisen, die der Erwachte nennt, von den erhabensten, an der Grenze zum Nirvana abwärts bis zu den Höllen gibt es bei den obersten vier, dem formfreien Dasein, keine Gespaltenheit, sondern nur ein geeintes Herz (citta). Dagegen bestehen die untersten zehn der Sinnenlustwelt (kama) - darunter auch der menschliche Bereich -, ganz eindeutig als Psycho-Physisches (nama-rupa).

Hinweise auf diesen nama-kaya (Wollenskörper) können sich immer nur darin erschöpfen, die von ihm ausgehenden Wirkungen zu beschreiben. So geschieht es in den Reden auch überall da, wo der Erwachte nähere Hinweise darauf gibt (Majjhima-Nikaya Nr. 9 u.a.). Die fünf stets in gleicher Weise genannten Wirksamkeiten der Psyche sind:

Gefühl (vedana)

Wahrnehmung (sanna)

Absicht (cetana)

Berührung (passsa)

Aufmerksamkeit (manasikara)

Die beiden ersteren dieser fünf werden auch in den fünf Aneignungen (upadana-khandha) genannt und sind praktisch identisch. Das dritte (Absicht) weist auf die Wahrnehmung einer im "Ich-Wahn" erlebenden Person hin: nur einer solchen wird "Absicht" zugeschrieben. Beim geeinten Herzen besteht keine Gespaltenheit in Psycho-Physisches. Erst ab dieser Gespaltenheit kann von "Berührung" (viere Wirksamkeit der Psyche) die Rede sein. Wenn die mit Trieben besetzten fünf Sinnesorgane von Formen, Tönen, Düften usw. berührt werden und angenehme oder unangenehme Formen, Töne, Düfte usw. wahrgenommen werden, dann ist die "Absicht" (dritte Wirksamkeit der Psyche) vorwiegend auf "Berührung" (vierte Eigenschaft) gerichtet - nämlich auf Wiederholung der angenehmen Berührung und Vermeidung der Berührung von Unangenehmem - oder in zweifelhaften Situationen ist die Absicht auf "prüfendes Nachdenken, Aufmerksamkeit (manasikara, fünfte Eigenschaft) zur Lösung des darstellenden Problems gerichtet.

Das bedeutet aber nicht, dass diese Auswirkungen des Wollenskörpers (nama-kaya) an die Stelle des Wollenskörpers zu setzen wären, sondern bedeutet lediglich, dass an diesen fünf Erscheinungen die Wirksamkeit des nama-kaya erkennbar ist.

Inwiefern sind die fünf Erscheinungen Auswirkungen des nama-kaya, der Anliegen, des Wollenskörpers (auch Spannungskörper, oder von Paul Debes meist Empfindungssuchtkörper genannt)?

Kommen z.B. bei dem mit dem Sehenwollen besetzten Aug-Apparat (rupa-kaya) Formen an, dann wird von dem Empfindungssuchtkörper (nama-kaya) eine Resonanz ausgelöst: Gefühl, welches zusammen mit der Form als Wahrnehmung in den Geist eingetragen wird. Die Wahrnehmung führt zur Absicht, der der Mensch folgt, indem er sich der Berührung, dem Gefühl, hingibt, oder indem er das Wahrgenommene mit geistiger Aufmerksamkeit betrachtet. Diese Auswirkungen des Wollenskörpers zeigen sich sehr gut an dem tibetischen Symbol für das Psycho-Physische: Ein mit Menschen besetztes Boot. Anmerkung:Dieses Symbol gehört zur Darstellung eines buddhistischen Lebensrades, es taucht als Fresko in den indischen Höhlentempeln von Ajanta auf.

Da treibt ein mit vier Personen besetztes Boot in einer Strömung. Die Strömung gilt für die programmierte Wohlerfahrungssuche (vinnana-sota). Das in der Strömung treibende Boot gilt für den Körper. So wie der Strom das Boot mit sich fortreißt, genau so treibt die programmierte Wohlerfahrungssuche den Körper mit den Beinen und den greifenden Händen und vor allem den Sinnesorganen mit seinen Sinnendrängen durch die Welt, von Objekt zu Objekt, um die Berührung des Empfindungssuchtkörpers herbeizuführen, woraus, Gefühl, Wahrnehmung, Absicht hervorgehen: die drei Personen, die ohne Ruder im Boot eng beisammensitzen und der Strömung ausgeliefert sind. Die Absicht aber (die dritte Person) hat jene zweifache Möglichkeit, die mit den zwei letzten Elementen, Berührung und Aufmerksamkeit genannt ist. Bei jedem Erlebnis nämlich entsteht entweder die Absicht zur Herbeiführung von Wohlgefühl - wozu die Berührung erforderlich ist - oder die Absicht zum Nachdenken, Beobachten, Sich Orientieren - wozu die Aufmerksamkeit erforderlich ist. Zwar ist auch Nachdenken nicht ohne Berührung möglich, aber der Absicht geht es hier nicht um das Gefühl, sondern um Klärung und Orientierung.

Die Absicht auf Berührung ist blinde Spontanabsicht auf Grund der Triebe, ist die Absicht, den Wegen, die die programmierte Wohlerfahrungssuche des Geistes nennt, zur Befriedigung des Gefühls zu folgen, ist Weitertreiben im Strom der programmierten Wohlerfahrungssuche und ist darum im Symbol durch die Strömung dargestellt. Manasikara dagegen, die aufmerksame Betrachtung zum Zweck der Orientierung, wird dargestellt durch eine hinten im Boot erhöht sitzende vierte Person, die ein Ruder hat, also von der Strömung der programmierten Wohlerfahrungssuche unabhängig werden kann.

Bei dieser geistigen orientierenden Betrachtung (manasikara) unterscheidet der Erwachte nun zwischen ayoniso manasikara, einem wahnbedingten Nachdenken, und andererseits dem yoniso manasikara, das nach der Herkunft der Erscheinungen, den Trieben, forscht. All diese forschende Tätigkeit ist eine Sammlung der Aufmerksamkeit, eine Betätigung des Geistes, d.h. ein Unterlassen von tendenzbedingten Überlegungen, ein Zurücktreten von der programmierten Wohlerfahrungssuche, ein Sich-Zurücknehmen in dem Wunsch nach Orientierung. Das wird durch die abseits erhöht sitzende Person ausgedrückt.

Durch solche Orientierung werden manche bisherigen Ziele fallen gelassen, neue Ziele aufgestellt. Man folgt damit nicht mehr dem Strömungsgefälle, widerstrebt dem vinnana-Strom, der programmierten Wohlerfahrungssuche. Aber der vom Erwachten nicht aufgeklärte Mensch kann auch mit allem Philosophieren den Heilsstand nicht finden (siehe Majjhima-Nikaya 2). Er rudert nicht zum anderen Ufer, dem Nirvana, wo das Boot verlassen werden kann, er rudert lediglich stromaufwärts, wie es Dhammapada Nr. 85 ausdrückt:

"Nur wenige der Menschen sind

zum anderen Ufer hingelangt.

Doch alles übrige Geschlecht

kurvt nur an diesem Ufer lang."

Die vierte Person, die Aufmerksamkeit, ist bei jedem Menschen "mit im Boot", aber nur bei dem vom Erwachten belehrten Menschen kann sie die programmierte Wohlerfahrungssuche, die auf die Sinnendinge gerichtet ist, kreuzen, diesem Strom entgegen denken und handeln, zum anderen Ufer finden und dort landen.

Der Erwachte sagt: "Durch Beachtung und Aufmerksamkeit (manasikara) entstehen alle Dinge"

Darum auch gilt es, sich z.B. wieder und wieder in gründlicher Betrachtung die "rechte Anschauung" (1. Punkt des edlen achtfachen Pfades, siehe dort)  klar und deutlich vor Augen zu stellen. Die Aktivität des Menschen besteht hauptsächlich in immer erneuter Leidflucht und Wohlsuche auf den Bahnen des spontanen reaktiven Denkens, Redens und Handelns zum Zwecke der Befriedigung: Ergreifen von Formen und Denkinhalten, das Triebe mehrt oder neue schafft.

Sie kann aber auch im Triebe lösenden Erwägen und Überlegen bestehen (yoniso manasikara), das den Trieben entgegenwirkt.