Saraswati, die Göttin für Literatur und Musik.

Der Buddha und die Götter.

 

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Die Frage, ob es übermenschliche, jenseitige Wesen, Engel, Geister, Gottheiten, "Götter" gibt, wurde zu Zeiten des Erwachten nur ganz selten gestellt; denn es war den Menschen ganz selbstverständlich, dass es ein Jenseits gibt und dass es gute und üble, hohe und niedere Geister aller Grade auch dort ebenso wie hier gibt.

Wer danach strebt, sein "Herz", seine Psyche zu hoher Art zu läutern, erfährt im Laufe seines Strebens aus eigener Erfahrung, dass die Psyche ein Spannungskomplex ist, in welchem alles Wollen fixiert ist, sie bedient sich des Körpers als Werkzeug, aber sie kann durch bewertendes Denken geändert werden.

Wer sich zu einem "Engel in Menschengestalt" heranbildet, das heißt gute psychische Qualitäten erworben hat, welche über die gewöhnliche Menschenart hinausgehen, dessen Psyche ist nach dem Tod so lange von übermenschlicher Art, wie sie nicht wieder durch positiv bewertendes Denken übler Dinge verdunkelt wird. Eine übermenschliche Psyche, die nicht in einem grobstofflichen Körper wohnt, nannten die Inder "Deva", und das wird hierzulande meistens mit "Gott" oder "Gottheit" übersetzt.

Das es "Götter" gibt, war eine schlichte und vielen aus eigener Erfahrung bestätigte Grundtatsache.

Der Buddha kam von einem Götterhimmel her auf die Erde; bei seiner Geburt war bei den Göttern große Freude; sein ganzes Leben hindurch begleiteten ihn Gottheiten. Bei seiner Schmerzaskese vor der Erwachung wollten sie ihn vor dem Verhungern bewahren; der Brahma Sahampati veranlasste ihn zum Lehren; bei seinem Eingehen in das vollkommene Nirvana waren Tausende von Gottheiten zugegen. Es heißt, dass viele Tausende von Göttern beim Erwachten Zuflucht nahmen (Digha Nikaya 4) und dass bei einer einzigen Lehrdarlegung Tausende von ihnen den Stromeintritt erlangten (Majjhima Nikaya 147). Darum wird der Buddha der "Meister der Götter und Menschen" genannt.

In nicht weniger als zwölf Samyuttas des Samyutta-Nikaya wird von Gesprächen des Buddha mit verschiedenen Göttern berichtet. Ergreifend sind verschiedene Gespräche des Buddha mit Brahmas. Ein Brahma ist ein Wesen, das durch völlige Überwindung alles Begehrens nach Sinnendingen und durch unermessliches Strahlen in grenzenloser Liebe in einen genau diesem Wirken entsprechenden, für uns unvorstellbar hohen Daseinsbereich gelangt ist, wo es lange Zeiten hindurch in unermesslichem Glanz besteht. In der Lehrrede Digha Nikaya 1 schildert der Buddha, wie es einem sochen Wesen ergeht, das auf Grund seines Wirkens gerade an einer Weltzeitalterwende, nach dem Verglühen des alten Kosmos beim Beginn des neuen Weltzeitalters, als zeitlich erstes von allen Wesen wieder erscheint, hoch erhaben in einem leeren Brahmahimmel, wie es dort lange Zeit an seinem inneren Blick genüge hat, wie dann allmählich leise Unzufriedenheit, leises Sehnen nach anderen Wesen aufkommt, wie inzwischen weitere Wesen, deren Ernte in noch höheren geistigen Welten gerade erschöpft ist, in den leeren Brahmahimmel hinabsinken, so dass der Brahma wie auch jene später erschienenen Wesen besten Glaubens meinen, der Brahma sei das erste und höchste Wesen, der Schöpfer und Erhalter aller anderen Wesen, der das Erscheinen und Dahinschwinden der anderen auf ewig überdauere - alles Eigenschaften, welche die monotheistischen Religionen ihrem Schöpfergott beilegen. Und manchmal sinke eines jener später gekommenen Wesen aus dem Brahmahimmel auf die Erde hinab, werde Mensch, ziehe als Pilger in die Einsamkeit, erinnere sich seiner früheren Daseinsform und künde nun von dem vermeintlichen Vater und ewigen Schöpfer. Solche Brahmas versucht dann der Erwachte aus ihrem königlichen Traum von Ewigkeit zu wecken, um ihnen das schreckliche Erwachen zu ersparen, wenn nach unsagbar langen Zeiten der Herrlichkeit die Frucht ihres früheren Wirkens aufgezehrt ist.

Eine andere Sache sind die niederen Geister. Eines Nachts erschien Vessavano, einer der Vier Großen (Geister-) Könige mit einem Gefolge von Geistern und Himmelswesen, von zahlreichen Yakkhas, Gandhabbas, Kumbandhas und Nagas begleitet, dem Buddha und sagt: Es gäbe Yakkhas (eine besondere Art Geister), die seien dem Buddha abgeneigt, das sei sogar die Mehrzahl, weil er nämlich die Tugend lehre, die sie gern überträten. So sei ihnen ein Tugendprediger unlieb. Da sie dem Buddha selbst nichts anhaben könnten, könnten sie dessen Jünger stören. Daher möge er einen Segensspruch annehmen. Der Buddha gewährte schweigend die Bitte. Vessavano verspricht dann, er werde jeden Geist strafen, der sich vergehe. Am nächsten Morgen berichtete der Buddha den Mönchen diese nächtliche Begebenheit und wiederholte die Formel des unerschütterlichen Schutzes Wort um Wort und empfahl den Mönchen, sich die schützenden Verse zu merken, in welchen die jenseitigen Bereiche der Vier Großen Könige genau geschildert sind (Digha Nikaya 32). Die von Vessavano verkündete Schutz-Formel konnte nicht als Wort des Buddha Gültigkeit erlangen, bevor sie nicht vom Erwachten selbst gesprochen wurde. Die Wiederholung durch den Buddha besiegelte seine Anerkennung und sein Einverständnis, wodurch der unerschütterliche Schutz Teil seiner Lehre wird.

Im Vimana-vatthu, einem Text aus der Kürzeren Sammlung des Palikanons wird vom Schicksal von gut hundert Personen im einzelnen berichtet, die nach dem Tode im Menschentum bei Göttern wiedergeboren werden. Der Fragende, der die Gottheit über ihr Wirken befragt, ist oft Mahamoggallana, meist auf einer Himmelsreise.

 

Literatur: Acharya Buddharakkhita: Unerschütterlicher Schutz (Mahasamaya und Atanatiya Sutta).

 

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