Anathapindika spendet das Kloster Jetavana. |
Die großen Spender.
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Anathapindiko, der Spender In der Stadt Rajagaham wohnte ein reicher Großkaufmann. Der wurde ein eifriger Anhänger des Buddha. Als er sah, dass die Mönche im Bambuspark im Freien wohnten, fragte er sie nach dem Grund. Sie erwiderten. der Erhabene habe bisher noch keine Wohnungen zugelassen. Er bat sie, sie möchten den Erhabenen bitten, eine solche Zulassung auszusprechen. Das geschah aueh. Und der Kaufmann baute innerhalb kurzer Zeit nicht weniger als sechzig Wohnstätten, Klausen und Mönchsunterkünfte. Eines Tages erhielt er Besuch von seinem Schwager, dem reichsten Großkaufmann von Savatthi, namens Sudatto, der überall Anatha-pindiko ("Der den Ungeschützten Almosen gibt") genannt wurde. Als dieser ankam, bemerkte er, dass man ihn im Gegensatz zu sonst kaum beachtete, sondem sehr emsig etwas vorbereitete. Er fragte, was wohl bevorstehe: eine Hochzeit, ein großes Opfer, der Besuch des Königs? Der Schwager verneinte all dies: "Für morgen ist bei mir zu Gast geladen der Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze." Anathapindiko erwiderte spontan: "Der Erwachte sagtest du?" "Ja, morgen kommt der Erwachte hierher." Da sprach Anathapindiko tief aufatmend: "Schon dieses Wort allein hört man selten in der Welt: 'Ein Erwachter? Kann man ihn wohl gleich sehen'? Der Schwager erwiderte, es sei jetzt nicht an der Zeit, aber morgen. Ewartungsvoll legte sich Anathapindiko schlafen. Aber dreimal wachte er auf und dachte jedes Mal, es sei schon heller Tag, so groß war seine innere Erwartung und Freude. Nach vor Morgengrauen erhob er sich und ging vor die Stadt hinaus zum Dunkelwald, wo der Buddha weilte. Im Finsteren aber bekam er Angst, Zweifel stiegen ihm auf, seine weltlichen Triebe wellten ihn zur Umkehr bewegen. Aber eine Stimme sagte ihm, hingehen sei hier besser als umkehren. Der Buddha ging gerade im Freien auf und ab. Als der Kaufmann sich näherte, sprach der Buddha: ”Komm, Sudatto!" Dieser war tief betroffen. dass jener ihn mit dem Namen ansprach, unter dem ihn hier niemand kannte. Er konnte nicht anders, als dem Erhabenen zu Füßen zu fallen, und ihn fragen, ob es ihm wohlergehe. Der Erwachte erwiderte, Geheilten gehe es immer wohl, weil sie alle Möglichkeiten von Leiden abgetan hätten, Und dann sprach der Buddha mit ihm, wie zu ähnlicher nächtlicher Stunde damals mit Yaso, zuerst vom Geben, dann von der Tugend und seligen Welten, dann vom Unterschied zwischen Begehren und Loslassen und schließlich von der tiefsten Wahrheit, wie die Buddhas sie nur verkünden. Dabei gelangte Anathapindiko zum vollen Verständnis der Lehre. zum Stromeintritt. Und er lud den Erwachten am darauffolgenden Tag zum Mahl im Haus seines Schwagers ein. Nach dem Mahl fragte er den Erwachten, ob er dem Orden in seiner Heimat Savatthí auch ein Kloster bauen dürfe. Der Buddha erwiderte: "Die Vollendeten lieben stille Plätze. ” "Ich verstehe, o Herr, ich verstehe", sagte Anathapindiko und kehrte hocherfreut in seine Heimat zurück. Anathapindiko machte sich sofort auf die Suche nach einem geeigneten Klosterplatz. Nicht zu nah der Stadt, um nicht von Menschen überlaufen und von Geräuschen gestört zu sein, aber auch nicht zu fern, voller Dschungellärm und zu weit zum Almosengang. Der Ort sollte gleicherweise für gläubige Besucher wie für abgeschieden Übende geeignet sein. Schließlich fand er auf der Hügelkette, die die Stadt umgab, einen schönen Waldplatz, der dem Prinzen Jeta (Sieger), einem Sohn des Königs Pasenadi von Kosalo, gehörte. Anathapindiko wollte Jeta das Grundstück abkaufen, aber jener erwiderte, das Grundstück sei gar nicht zu bezahlen, es koste achtzehn Millionen. "Die gebe ich sofort", sagte er. Aber sie konnten nicht einig werden, gingen zu einem Schiedsrichter. und der setzte den Preis auf so viele Goldstücke fest, wie man nebeneinander auf das Gelände legen könne. Anathapindiko ließ viele Wagen mit Goldmünzen beladen und den Platz damit auslegen. Als nur noch eine kleine Ecke fehlte, erklärte sich Jeta bereit, dort ein mächtiges Torgebäude zu bauen, das er dem Buddha stiften wollte. So wurde denn auf dem Gelände, das der Siegerwald (Wald des Prinzen 'Sieger') hieß. eine Klosteranlage gebaut. Die wuchtige Bastion mit dem Tor schützte das Kloster vor der Außenwelt, schirmte die Geräusche der Straße ab und betonte die Grenze zwischen heiligem und profanem Bezirk. Für weitere achtzehn Millionen erbaute Anâthapindiko die übrigen Gebäude und Einrichtungen: Zellen, Wandelgänge, Versammlungs-, Ess- und Vorratshallen, Brunnen, Lotosteiche, Baderäume usw. So wurde das Waldgelände zum Klosterbezirk umgewandelt. Dann schickte er einen Boten nach Räjagaham, der meldete, das Kloster sei fertig. So verließ der Buddha, umgeben von einer großen Mönchsgemeinde, Râjagaham und wanderte nach Sävatthí, um dort die dritte Regenzeitperiode zu verbringen. Nachdem er in den Hauptstädten der Sakyer, der Vajjíner und der Magadher die Lehre befestigt hatte, kam nun als vierte Hauptstadt die des Reiches Kosalo an die Reihe, den Segen der Gegenwart eines Vollkommen Erwachten zu genießen. Zur Übergabe des Klosters an den Orden veranstaltete Anathapindiko ein großes Fest mit freigebigen Spenden für jedermann und mit einem großen Zug seiner ganzen Familie und Untergebenen, dem Erhabenen das Geleit zu geben. Er widmete das Kloster dem Orden feierlich mit folgenden Worten: "Dieses Siegerwaldkloster schenke ich der Mönehsgemeinde der vier Weltgegenden mit dem Erwachten an der Spitze fiir heute und immer." Bei jenem Einweihungsfest kamen viele religiös gesinnte Menschen zusammen, und gar manche traten in den Orden ein, und zahlreiche wurden Anhänger. Zehn Einwohner der Stadt - sechs Brahmanen und vier Bürger - waren bei jenem Anlass derart vom Buddha beeindruckt, dass sie auf der Stelle Mönch wurden und binnen kurzem Geheilte waren. ln den "Liedern der Mönche" sind von ihnen je ein Vers (Thag 21, 49, 68, 110, 114) bzw. einige Verse enthalten (Thag 129-130, 149-150, 159-160, 185-186, 303-306). lm tibetischen Vinaya (Dulva XVI) ist Näheres über die Ausgestaltung des Klosters berichtet. Anathapindiko hatte es sich in seinem Eifer nicht nehmen lassen, durch bekannte Maler das Kloster sinnig zu gestalten. So war am Portal ein riesiger Yakkho mit Keule abgebildet, sozusagen als Symbol einer Schutzgottheit, die jeden Frevler an die Tatenvergeltung erinnern sollte. ln der Lehrhalle war das Lebensrad mit den fünf Existenzformen abgebildet: Hölle, Tierreich, Gespensterreich, Menschenreich, Götterreiche. lm Schlafsaal wurden Knochengerippe und Schädel an der Wand abgebildet, um an die Verbindung von Schlaf und Tod zu erinnern. lm Krankensaal war der Buddha als Erbarmer, Arzt und Helfer symbolisiert. Und in dem Haus für heiße Bäder waren an der Wand die heißen HölIen zu sehen. lm Zentrum des Klosters aber, abgetrennt von den übrigen Gebäuden, hatte Anathapindiko ein schlichtes Gemach, eine Hütte (kutí) für den Erhabenen erbauen lassen. Bald nachdem im Siegerwald das Hauptquartier des Buddha entstanden war, in welchem er die meisten Lehrreden gehalten und die meisten Ordensregeln erlassen hatte, erhielt der Orden in Savatthí noch eine zweite Stätte. Und das geschah so: lm Angaland war ein Bürger in den Strom eingetreten, ebenso sein Sohn und ebenso dessen Tochter. Drei Generationen waren hier durch den Stromeintritt einander gleich geworden. Die Tochter Visakha heiratete einen reichen Bürger von Savatthí und kam als Anhängerin des Buddha in jene Stadt, die nun auch der Erwachte betrat. Eines Tages hatte sie in der Predigthalle des Siegerwaldklosters ihren prächtigen Schmuck liegen gelassen, den Anando fürsorglich verwahrte. Sie nahm dies Ereignis als Wink des Schicksals und baute vom Wert des Schmucks eine mächtige Klosteranlage im Osthain vor den Toren der Stadt, die nach ihr den Namen "Mutter Migaros Terrasse" erhielt. Wenn der Erwachte die Regenzeit in Savatthí verbrachte (die vierzehnte sowie die fünfundzwanzigste bis vierundvierzigste), dann weilte er in beiden Anlagen: im Siegerwaldkloster Anathapindikos oder auf Mutter Migaros Terrasse im Osthain. Unter seinen Anhängern standen diese beiden Hörer an der Spitzte der Spender. lm Siegerwaldkloster richtete der Buddha damals auch die Pflicht zur gemeinsamen Aussprache nach der Regenzeit ein. Es hatten nämlich Mönche die ganze Regenzeit schweigend verbracht, einander zwar freundlich gedient, aber drei Monate nie über die Lehre gesprochen. Da tadelte sie der Erwachte und sagte, sie hätten wie Tiere zusammengelebt. Am Ende jeder Regenzeit sei es die mindeste Pflicht der Mönche, die in jener Zeit zusammengelebt hätten, sich zusammenzusetzen und gegenseitig alle Fragen aufzuwerfen, die inzwischen entstanden seien, alle Vorwürfe zu klären, ehe man auseinanderginge. Jeder solle jeden fragen, ob er etwas an ihm gesehen, von ihm gehört oder über ihn vermutet habe, was zu tadeln sei. Der Buddha ging dabei selbst mit gutem Beispiel voran und befragte zuerst Sariputto. Die Mönche hatten nichts am Buddha zu tadeln und dann fragte Sariputto für die Mönche den Buddha und er sagte, dass er auch an diesen fünfhundert Mönchen nichts zu tadeln habe, sei es in Taten oder Worten begangen. Diese Einrichtung des Pavarana (gegenseitige Einladung) erwies sich als segensreiche Einrichtung, um alle Spannungen zwischen den Menschen im Keime aufzulösen - denn nicht immer bestand die Versammlung, wie bei ersten Mal, nur aus Geheilten. Es blieb nicht aus, dass auch der König von Kosalo, Pasenadi, mit dem Erwachten zusammentraf. Eines Tages kam der König zum Siegerwaldkloster und stellte dem Buddha einige Fragen. Der Buddha erinnerte ihn dabei auch an seine Königspflichten ("...das Volk als Sohn betrachten, niemand bedrücken und misshandeln, keine Ausschreitungen in der Gesellschaft dulden, Irrlehren abgeneigt, den rechten Pfad gehen usw."). König Pasenadi gewährte dem Buddha, obwohl er nicht den Stromeintritt erlangte, in seinem Reich ebenso Schutz wie Bimbisaro. So waren jetzt die beiden indischen Königreiche im Gangestal, Kosalo und Magadha, für die Lehre gewonnen, und der Buddha wanderte in den nächsten Jahrzehnten in deren Gebiet umher, in einem Umkreis, der durch die fünf Punkte Kapilavatthu, Vesali, Rajagaham, Kosambi, Savatthi umrissen ist.
Quelle: Das Leben des Buddha, von Hellmuth Hecker.
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