Die Swastika war und ist schon immer ein Zeichen der Erleuchtungsebene des Buddha.

Die Ausbreitung des Buddhismus nach China.

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Die Überpflanzung des Buddhismus aus dem indischen Mutterboden in den chinesischen Kulturkreis zählt zu den spannendsten Ereignissen der Religionsgeschichte. Es gelang damals die Einführung einer höheren Religion mit Schriftkanon, Lehre, Moral und Kult in ein altes Kulturland. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert begann der buddhistische Einstrom, wuchs rasch an und zeitigte im vierten Jahrhundert eine Blütepriode des chinesischen Buddhismus. Das gigantische Werk der Übersetzung des vielhundertbändigen buddhistischen Kanons aus dem Pali und Sanskrit in die chinesische Sprache mit ihren Schriftzeichen bezeugt den ungeheuren Fleiß jener Buddha-Mönche, aber auch ihre Einfühlungsgabe für das fremde Volkstum.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die ersten buddhistischen Grundlagen zur Zeit Kaiser Asokas nach China gebracht wurden, und zwar durch die Missionen der Mönche, die der König nach dem Konzil von Pataliputra nach allen Richtungen aussandte.

Im Jahre 61 n. Chr schickte Kaiser Ming-ti eine amtliche Mission nach Indien, um Quellen und Zeugen des schon ziemlich bekannten Buddhismus zu suchen. Die aus 18 Personen bestehende Mission kam durch Zentralasien nach Magadha, wo sie in sieben Jahren rund 40 Texte sammelte und dann mit zwei indischen Mönchen nach Lo-yang zurückkehrte, wo sie im Jahre 67 n. Chr. ankam. Die beiden Mönche Kashyapa Matanga und Dharmaraksha übersetzten die Texte, von denen ein Sutra in 48 Abschnitten erhalten ist. Der Kaiser ließ für einige Reliquien in der Hauptstadt eine Pagode errichten, die dann zum wichtigsten Zentrum buddhistischer Studien in dieser alten Zeit wurde. Der Austausch zwischen China und Indien war rege, Pilger kamen in die Gegenden des Buddha herunter, um dort Texte zu suchen, indische Mönche gingen ins Kaiserreich hinauf, um Übersetzungen anzufertigen. Die wohl erste buddhistische Gemeinde in Luoyang geht auf das Jahr 148 n. Chr. zurück. Sie scheint sich bis in das dritte Jahrhundert aus nicht-chinesischen Ausländern zusammengesetzt zu haben.

Die große Zahl der Übersetzungen machte jedoch keinerlei Unterschied zwischen den verschiedenen Schulen, so dass in China alle Auffassungen bekannt wurden. Durch all das entstand freilich eine gewisse Gedankenverwirrung. Die Verbreitung des Buddhismus stößt auf mancherlei Widerstände und nimmt erst unter der Ch'in-Cynastie (265-420) eindrucksvolle Ausmaße an. Im Jahre 355 wird es Chinesen offiziell erlaubt, in Klöster einzutreten. In der ganzen Zeit bleibt die Abhängigkeit von den indischen Vorbildern bestehen - so zum Beispiel in den Disziplinarvorschriften der Klöster.

Kamarajiva (344 - 413) markiert den Höhepunkt der buddhistischen Übersetzungsaktivität in China und leitet zu den Schulen des chinesischen Buddhismus über. In Kucha gebürtig, trat er in Kaschmir in den buddhistischen Orden ein und lernte die Lehre der Sarvastivadins; nach dreijährigem Aufenthalt kam er nach Kashgar, wo er indische Literatur in sich aufnahm und mit der Mahayana-Form des Buddhismus bekannt wurde. Er kehrte schon bald in seine Heimat Kucha zurück und konzentrierte sich fast 20 Jahre lang auf das Studium der Mahayana-Sutren. Einige Jahre später entfaltete er eine glänzende Wirksamkeit. In dem von ihm eingerichteten und geleiteten groß angelegten Übersetzungsinstitut wurden in nur acht Jahren viele buddhistische Werke aus Hinayana und Mahayana ins Chinesische übertragen. Unter den Mahayana-Sutren ragt das Lotossutra hervor. Doch stellt die Übersetzung des dem Nagarjuna zugeschriebenen Kommentars zum Mahaprajnaparamita-Sutra die größte wissenschaftliche Leistung des genialen Mannes dar.

Ein anderer bedeutender Lehrer, Buddhabhadra (359-429), hatte bei den chinesischen Zeitgenossen wegen seiner Wunderkräfte ein hohes Ansehen. Ein ausgezeichneter Meditationsmeister, liebte er die Stille und hielt sich vom Hofleben fern. Er gehörte nach Ausbildung und Erziehung dem Hinayana an. Buddhabhadra lehrte immerhin noch die Betrachtung der Unreinheiten, die Versenkung in die vier Jhanas, die Betrachtung der fünf Gruppen des Anhaftens (upadana-khandha) sowie die Vorschriften und Regeln des Vinaya. Vieles von ihm wurde aber irrigerweise für mahayanistisch angesehen. Kaiserliche Gunst (der Kaiser des Chin-Gebietes wurde der erste Kaiser, der um 380 die Laiengebote offiziell annahm) und die Unterstützung der Aristokratie brachten den Buddhismus zur Blüte. Um 400 befanden sich allein im Chin-Gebiet rund 1700 Klöster und 80000 Mönche und Nonnen.

Es begannen immer mehr Pilger nach Indien zu ziehen, um dort heilige Texte zu sammeln. Die Reisebeschreibungen dieser Pilger sind unsere beste Quelle für die Kenntnis Indiens in diesen Jahrhunderten. Die wichtigsten Berichte sind wohl die "Erinnerungenan das Reich des Buddha" des Fa-Hsien und diejenigen des bekanntesten Pilgers, des Hsüan-tsang. Er brach im Jahre 629 zu einer Reise auf, die das Asien seiner Zeit verändern sollte. Er brach damals in die "Westländer" (Indien) auf, um dort das Gesetz zu suchen, das Buddha der Welt hinterlassen hatte. Er riskierte große Strapazen und Gefahren, gelangte auf der alten Seidenstraße zu den Wassern des Ganges; und als er nach fast 17 Jahren zurückkehrt, widmete er sich 19 Jahre lang der Entzifferung und Übersetzung der Lehre. Unter seinem Ehrennamen San Tsang (die "drei Körbe" des buddhistischen Kanons) erlangte er Weltruhm (siehe hierzu das Buch von René Grousset: "Die Reise nach Westen").

Die Anfänge des Ch'an, d.h. der mystischen Schule der indischen Meditation (das Sanskritwort ist: Dhyana) liegen nicht so klar. Die Gestalt des Bodhidharma, des Gründers, bleibt weitgehend im Dunkeln. Es gibt etliche Legenden um seine Gestalt. Da wird erzählt, aus südindischem Brahmanengeschlecht oder gar aus königlichem Geblüt entsprossen, sei er nach langen mühevollen Reisen in Südchina an Land gegangen. Zu dieser Zeit, im 6. Jahrhundert, d.h. zu der Zeit, als die Einfälle der Türken in China den Handel der Seidenstraße gefährdeten, traten Indien und China auch über den Seeweg miteinander in Verbindung. Nach der Überlieferung gelangte Bodhidharma im Jahre 526 auf dem Seeweg nach Kanton.

Bei einer Begegnung habe er Kaiser Wu (502-550), dem Begründer der Liang-Dynastie im Südreich, die Nutzlosigkeit der Errichtung von Buddha-Tempeln und der Sutrenrezitation ins Gesicht gesagt. Gemäß der Traditionslinien überbrachte er "das Siegel des Buddha-Geistes" vom Mutterland Indien nach China. In den Generationslisten fungiert er als 28. indischer Patriarch  und als erster Patriarch des Zen in China.

Zum gesamten Thema gibt es ein ausführliches und empfehlenswertes Buch von Heinrich Dumoulin: "Geschichte des Zen-Buddhismus, Band I: Indien und China".

Um das Jahr 542 begründete Tan-luan, die Schule des "Reinen Landes" (Anrufung des Buddha Amithaba).

Die ersten Anhänger des neuen Ch'an - Buddhismus waren eine Gruppe von Gelehrten aus einer Schule, die seit 440 die Theorien des Lankavatara-Sutra weiterentwickelte. Man sprach aber im Ch'an der schriftlichen Überlieferung jeglichen Wert ab. Die Welt, sagte Bodhidharma, wird ganz im Herzen gedacht, die Schriften haben keinerlei Wert. Nur die Erleuchtung und Nirvana ist das, was zählt und es zu erreichen gilt. Das Ch'an blühte anfangs ganz in der Verborgenheit. Doch nennt die Überlieferung für diese Frühzeit sechs Patriarchen - beginnend mit Bodhidharma selbst. Deren dritter, Seng-tsan (Ende des 6. Jahrhunderts), verfasste eine Darstellung des Buddhismus unter dem Titel: "Glauben an den Geist". Mit dem sechsten und letzten Patriarchen Hue-neng (637-713), einem einfachen, literarisch ungebildeten Mann, beginnt die südliche Schule hervorzutreten und es gab eine Spaltung in Südschule und Nordschule. Diese Formel nimmt nicht, wie es scheinen kann, in erster Linie eine geographische Scheidung vor, sondern drückt, ähnlich wie die Bezeichnungen von Mahayana und Hinayana eine Wertung aus. Die nördliche Schule erlosch später.

Der zunehmende Einfluss des Buddhismus erregte aber auch Misstrauen, so dass sich der Staat wieder stärker dem Konfuzianismus zuwandte. Als die Dynastie infolge eines Bürgerkriegs in einen finanziellen Engpass geriet, kam es 844 zu einer Katastrophe, die fast nur die Ch'an-Schulen überlebten.

Es kam zu einem radikalen Edikt zur Einführung des buddhistischen Klosterbesitzes; Verbot des Mönchtums; Rückführung von 260000 Mönchen ins bürgerliche Leben, Zerstörung von 4000 Klöstern und zum Zusammenbruch oder dauernde Schwächung der meisten buddhistischen Sekten.

Die zwei bedeutendsten Schulen des Ch'an waren in den folgenden Jahrhunderten die Tsao-tung-Schule (japanisch Zen-"Soto") und die Lin-chi-Schule (japanisch Zen-"Rinzai"), die um 1200 von Dogen und Eisai nach Japan verpflanzt wurden.

In der Welt des Amitabha-Buddhismus dagegen residieren Buddhas und Bodhisattvas in den Reinen Ländern, reinen Bereichen, die für die geistige Entwicklung besonders günstig sind. Der Amidismus ist die einzige Richtung des Buddhismus, in der das Vertrauen in den überweltlichen Buddha Amitabha einen zentralen Stellenwert beansprucht. Praktisch lebten um 1500 nur noch zwei Schulen, die im Volke sehr verbreitete Amida-Buddha Schule und die Ch'an-Schule für eine kleine Elite.

In den letzten Jahrhunderten ist der Amidismus nunmehr weder eine Sekte noch eine Schule, vielmehr wurden seine Grundsätze von allen Buddhisten angenommen, da nun praktisch Buddhist und Amidist dasselbe war (was natürlich ganz falsch ist). Die Anrufung A-mi-t'o-fo, die angeblich Nachlass der Sünden erlangt, wird tausendmal täglich wiederholt und überall hin geschrieben. Man versteht die Bewunderung der christlichen Missionare für den Amidismus, der tatsächlich der Moral und den Gebräuchen des Christentums nahesteht.

Der Verfall der Religion nach der Revolution von 1912 war ein schwerer Schlag für den Buddhismus, der nun als veraltet angesehen wurde. Es blieb jedoch der aufrichtige amidistische Glaube besonders im einfachen Volke und der Stempel des Ch'an, manchmal unbewusst, aber nicht weniger tief, in der Denkart der Gebildeten. Im Laufe der Jahre löste sich die chinesische Bevölkerung jedoch von der Religion, als Glauben ebenso wie als Mentalität, und die kommunistische Revolution von 1948/49 entfernte die Bevölkerung noch mehr davon.

Beginnend in den 1980er Jahren gab es wieder eine liberalere Handhabung der religiösen Bewegungen. Es konnten vermehrt Klöster und Tempel wiederaufgebaut werden und die Zahl der ordinierten Mönche und Nonnen wuchs. Im chinesischen Volk blieb der Buddhismus immer verankert, nach offiziellen Angaben gibt es ungefähr 100 Millionen Buddhisten.

In Taiwan (Republic of China) gibt es eine der größten buddhistischen Wohltätigkeitsorganisationen der Welt, Tzu Chi. Diese war 1966 von Meister Chen Yen gegründet worden. Zur Insel Taiwan (Formosa) war der Buddhismus während der Ming-Dynastie gelangt.

In Hongkong dominiert die buddhistische und die konfuzianistische Religion. Dort befindet sich auf der Insel Lantau Island die weltgrößte sitzende Buddhastatue.

 

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